setzen der beiden Liebenden, bei der Aussicht auf das Schick¬
sal, das ihrer zu warten schien.
Vater Karl entbrannte in großem Zorn, und der Him¬
mel weiß, was in der ersten Aufwallung geschehen wäre, —
hatte er sie Beide vor sich gehabt. Als aber sein Blut et¬
was abgekühlt war und nun wieder ansing ruhiger zu
fließen, betrachtete er das Vergehen seiner Emma mit mil¬
dern Augen, und klagte sich selbst an, daß er seinen Töch¬
tern aus allzugroßer Liebe und aus Furcht, sie zu verlieren,
noch keine Männer gegeben hatte. Bei diesem Gedanken
schmolz sein Herz. Er entschuldigte ihre Verirrung; er konnte
sich nicht entschließen, sie zu entehren, sie mit dem Mann ih¬
rer Liebe in ein Kloster zu verstoßen, sich selbst mit ihnen un¬
glücklich zu machen, da es doch nur von ihm abhing, ihnen
in seinem Pallast einen Himmel zu öffnen. — Dies bedachte
Karl, ließ am folgenden Morgen das zitternde Paar rufen,
machte ihnen milde Vorwürfe, daß sie ihn nicht zum Vertrau¬
ten ihrer Liebe gemacht hatten, legte vor dem ganzen Hof ihre
Hände in einander, und gab ihnen statt des erwarteten Fluchs
seinen väterlichen Segen. — Als sie nun vor ihm niedersan¬
ken und mit Thranen des Danks und der Rührung seine
Hände beträufelten, da füllten sich seine eigenen Augen mit
Thränen und sein Vaterherz schwamm in niegefühlter Wonne.
Nach Karls Tode (814) verließ Eginhard den Hof,
um seine übrigen Tage in einem Kloster zuzubringen, das
er zu Seligenstadt, einem Städtchen am Main, zwi¬
schen Hanau und Aschaffenburg gestiftet hatte, und beschrieb
da in der Einsamkeit seiner Zelle das merkwürdige Leben sei¬
nes Wohlthaters, ein Werk, das bis auf uns gekommen ist.
Er starb erst zwei und zwanzig Jahre nach ihm. Emma
ließ sich an seiner Seite begraben, und noch bis auf diesen
Tag wird in jenem Städtchen die Gruft des liebenden Paa¬
res dem Wanderer gezeigt. '