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diese Nachricht verloren sie allen Muth und beschlossen,
den Prinzen unter guten Bedingungen auszuliefern und sich
zu ergeben. Es erging daher ein Schreiben von ihnen an
den Oberamtshauptmann von Schönburg, worin sie sich
erboten, den Prinzen Ernst frisch und gesund in seine
Hände zu übergeben, wenn er ihnen schriftlich, bei seiner
adeligen Ehre und Treue, Gnade und Sicherheit für Leib,
Ehre und Gut Zusagen wolle; wo nicht, so wollten sie den
Prinzen erstechen, sich selbst aber bis auf den letzten Mann
wehren. Ohne Bedenken wurde ihnen bewilligt, was sie
verlangten, und so brachten sie denn den jungen Prinzen
in Person dem Obcramtshauptmann auf sein Schloß Har¬
tenstein. Landesverweisung war ihre einzige Strafe.
Kunz von Kaufungen aber wurde zum Tode verur-
theilt und auf dem Markte zu Freiberg schon am 11. Ju¬
lius 1455 enthauptet. Am schlimmsten erging es dem
schelmischen Koch, Hans Schwalbe, der mit glühenden
Zangen gezwickt und geviertheilt wurde.
Nach dieser Hinrichtung unternahm der fromme Dater
mit seiner Gemahlin, von Dank gegen Gott für die wun¬
derbare Rettung ihrer Sohne erfüllt, eine Wallfahrt nach
Ebersdorf zu dem dasi'gen wunderthatigen Marienbilde,
und ließ die Kleidung, die die beiden Prinzen auf der
Flucht anhattcn, zum ewigen Andenken ihrer Entführung,
in der Kirche des Ortes aufhangen. Der Köhler aber durfte
sich eine Gnade ausbitten; und da der bescheidene Mann
nichts verlangte, als freies Holz zum Kohlenschweelen, so
lange er lebte, so schenkte ihm der Kurfürst auch noch ein
Freigut zu Eckersbach bei Zwickau; und weil er den Ritter
Kunz so weidlich getrillt hatte, wurde sein Name Schmidt
in Georg Triller verwandelt. Ueberdies ließ der Kur-
sürst dem Aeltesten der Familie jährlich vier Scheffel Korn
auf ewig zusichern.