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feie hier nicht, der Prinz fürchtete den strengen Vater und
liebte ihn nicht. Sein einziger Wunsch war, sich, so
lange derselbe lebte, seinen Augen zu entziehen. Er bat
daher um die Erlaubniß, in ein Kloster gehen zu dürfen
(1716), und da sie ihm Peter versagte, nahm er sich
vor, zu entfliehen und im Auslande den Tod des Vaters
abzuwarten. Seine Mutter Eudoxia und mehrere sei¬
ner Freunde riethen dazu; denn da der Prinz sich gewei¬
gert hatte, dem Thron zu entsagen, wie der Vater es
wollte, um einen Sohn seiner zweiten Gemahlin darauf
zu setzen, so hielten sie ihn nicht mehr seines Lebens sicher.
In der Stille wurden daher alle Anstalten zur Flucht ge¬
macht, und eine Reise des Vaters zur Ausführung des
Plans benutzt.
Glücklich entkam der Prinz nach Wien, und von da
durch Tprol nach Italien. In Neapel wurde er aber
von den nachgeschickten Abgeordneten seines Vaters einge¬
holt und gezwungen, nach Moskau zurück zu kehren. Mit
bangem Herzen folgte er ihnen, und langte am 11. Fe¬
bruar 1718 wieder in dieser Stadt an.
Der erzürnte Vater ließ ihn an einen Ort, einige
Meilen von Moskau, in Verwahrung bringen, um einst¬
weilen alle Anstalten zur sichern Ausführung seines Plans
zu machen, denn er traute nicht dem Volk, das den Prin¬
zen liebte, weil derselbe eben so dachte wie der gemeine
Mann. Mir einem zahlreichen Militair wurden das Schloß
und die vornehmsten Platze der Stadt besetzt, und der
Staatsrath zufammenberufen. Jetzt erst wurde der ge¬
fangene Prinz zurückgeholt. Vor den versammelten Mi¬
nistern, vor allen Senatoren und der hohen Geistlichkeit
warf er sich demüthig dem erzürnten Vater zu Füßen und
flehte um Gnade. Peter sprach viele harte Worte zu
ihm, doch verhieß er ihm Begnadigung, aber nur unter