Auf dringende Einladung seiner Freunde ging er nach
Frankreich zurück und siedelte sich zu Montmorency an,
wo ihm eine Freundin, Frau von Epinay, einen kleinen
niedlichen Wohnsitz, lTIermhage (die Einsiedelei) genannt,
cinraumte. Hier schrieb er seine gelungensten Werke, die
neue Heloise, den gesellschaftlichen Vertrag,
den Emil. Kaum war aber der Emil — ein Werk über
die Erziehung — erschienen, so wurde cs zu Paris, auf
Befehl des Parlaments, wegen des irreligiösen Glaubens-
bekcnntnisics des Vicaira Savoyard (im vierten Bande),
von Henkershand verbrannt. Gleiches Schicksal hatte das
Werk in Genf. Der Verfasser mußte siiehen. Er suchte
einen Zufluchtsort erst in der Schweiz zu Pverdun und
in Moitiers - Travers, einem Dorfe in den Gebirgen der
Grafschaft Neufchatel, dann in England. Erst nach sieben
Jahren (1762) kam er nach Paris zurück, wo er sich wie¬
der, wie ehemals, vom Notenschreiben nährte, und sein
musikalisches Lexikon drucken ließ. Er componirte auch
sein Melodrama Pygmaleon und mehrere vortreffliche
Romanzen und Lieder.
Rousseau war immer menschenscheu, grämlich, mi߬
trauisch, selbst gegen seine besten Freunde. Mit den Jah¬
ren nahmen diese Fehler zu, und körperliche Leiden —
Steinschmcrzen — vermehrten sein hypochondrisches Wesen.
Nirgends war ihm wohl, als fern von den Menschen, im
Genüsse der schönen Natur. Spazierengehen, und unge¬
stört dabei denken und träumen, war sein höchstes Gut.
Im Monat Mai 1778 hatte er sich neun Stunden von
Paris, zu Ermenonville, einem Landgute des Mar¬
quis dc Girardin, niedergelassen, dessen Umgebungen ihm
sehr wohl gefielen. Kaum hatte er cs aber einige Wochen
bewohnt, so traf ihn nach der Zurückkehr von einem Spa¬
ziergange, den 2. Julius 1778, der Schlag.