162 VIL Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt 1643 — 1823.
„ Unser braver König!" — Heute Morgen kam der Churfürst
von Sachsen, nebst dem Herzog von Lothringen zu mir; end¬
lich kam der wienische Statthalter, der Graf von Slahren-
berg, mit vielem Volke, hoben und nieder« Standes, mir
entgegen; jedermann hat mich geherzet, geküsset, und fernen
Erretter genannt. Auf der Straße erhob sich ein Jubelge-
schrei „Es lebe der König!" Als ich nach der Tafel wieder
hinaus in's Lager ritt, begleitete mich das gemeine Volk mit
aufgehobenen Händen brs zum Thore hinaus! — Zurdie¬
sen une gesandten, höchstvorireffjichen Siegsey demHöchsten
Lob, P?eiß, und Dank gesagt in Ewigkeit!"
Die Oestrelcher mochten wohl dankbar seyn für diese Be-
-freiung. Der furchtbare Feind raubte und mordete nicht
allein nach gewöhnlicher Kriegsweise, .sondern er schleppte
die Menschen ohne Unterschied als Sclaven mit sich fort.
Man hat berechnet, daßOestreich in dieser Zeit 87,000 Men¬
schen durch sie verloren habe, unter denen 50,000 Kinder
und 26,000 Weiber und Mädchen waren, und unter letztern
allein 204 aus gräflichem und adelichem Geschlecht.
Ganz Europa nahm Antheil an der Rettung Wiens;
nur Ludwig ^IV. war sehr bestürzt, und keiner seiner Mi¬
nister hatte es wagen wollen, ibm die Nachricht zu über-
brmgen; ja, glaubwürdige Schriftsteller versichern, man
habe im Zelte des Großveziers Briefe vom Könige gefun¬
den , worin der ganze Plan zur Belagerung Wiens enthal¬
ten war.
Der Krieg mit den Türken dauerte, mit einigen Unter¬
brechungen , "noch 15 Jahre und ging fortan glücklich für
die kaiserlichen Waffen. Der Schrecken vor ihrem Namen
verlor sich und lhr kriegerischer Ruhm nahm ab. Im Jahr
1687 schlug sie der Herzog von Lothringen und der nachher
so berühmte Prinz Eugen von Savoyen bei Mo-
h a cz aufs Haupt und in Folge dieses Sieges unterwarf
sich ganz Ungarn von Neuem dem Kaiserhause, und machte
sogar seme Köntgswürde in demselben erblich, statt daß
es vorher ein L alureich gewesen war. Nach dem großen
Siege des Prinzen Eugen bei Zentha, 169?, wurde im
Jahre 1699 zu Carlowih ein Wastenstillftand auf 25 Jahre
mit den Türken geschlossen.
43. Neuer Krieg mit Frankreich. 1688 —■ 1697
Ludwig der XIV, hatte die Zwischenzeit, da Oestreich
«nd Deutschland oennrgen Feind im Süd-Osten zu bekämpfen
hatten, dazu angewandt, neue Kräfte zum Kriege zu sam¬
meln; denn der bisherige Raub schien ihm noch nicht hinrei-