264 VII. Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1823.
werden. Die Franzosen machten kein Hehl aus ihrer Absicht,
alles von Deutschland, was jenseits des Rheines liege, bis
an diesen Strom zu behalten. Sollte dem gefährlichen Nach¬
bar, nach .Einem verlornen Feldzüge, das gelassen werden,
wornach er Jahrhunderte gestrebt hatte? Das einige
Deutschland hätte sich solchen Schimpf nimmer gefallen
lassen; aber der alte hohe Sinn für des gemeinsamen Va¬
terlandes Ehre, wo war er tu diesen Zeiten zn finden?
Eifersucht und Neid der Heerführer und der ersten Diener
hatten schon die Kraft der Heere gelähmt und manche große
That verhindert; nun ließ sich der ganze Bund duych die
schlauen Feinde trennen. Am 5. April schloß Preußen zn
Basel einen bcsondern Frieden mit der französischen Re¬
publik, und Hannover, so wie Hessen-Cassel, traten dem¬
selben bey. Es wurde eine Demarkationslinie für das nörd¬
liche Leutschtand gezogen, welche die preußischen Länder
in Westphalen, nebst Hessen und Niedcrsachsen, absonberte.
Bald darauf trennte sich auch Spanien, wegen Geld-
noth, Unordnung im Heere und Mangel an festem entschie¬
denen Willen, von dem Bunde gegen Frankreich, Oestretch
und England blieben von den größeren Machten allein auf
dem Kampfplatze; so war es Oestrcich seit Marimilian I.
fast immer gegangen, wenn es sich in einem Bündnisse mit
mehreren in einen Krieg eingelassen.
62. Fortsetzung des Krieges bis zum Frieden von
Campo Formio. 1795 — 1799.
Während der preußischen Fricdcnsvcrhandlungen und
nachher, weil Oestrcich und das deutsche gleich sich gleich¬
falls bereit znm Frieden zeigten, nämlich den Sommer des
Jahres 1796 hindurch, ruhten die Massen von beiden Seiten;
die Heere standen einander an.den Ufern des Rheines gegen¬
über, getrennt durch die Fluthcn des Stroms. Für Frank-
reich war diese Ruhe ein Gewinn, weil derallgcmeine Man¬
gel der Lebensmittel in diesem Jahre, der beinahe einer
Hungersnot!) glich, keine außerordentliche Anstrengung er¬
laubte. Als nun eden die Erndte glücklich ctngcbracht war,
ging Jonrdau in der Nacht voni 6. ans den 7. September
zwischett Duisburg und Düsseldorf über den Rhein, nahm
die letztere Stadt sogleich ein und verdrängte die Obstreicher
im raschen Siegesläufe von den Ufern der Wupper, — an
diesem Flusse fing die preußische Demarkationslinie an,—
der Steg, der Lahn, bis über den Main. Hinter demsel¬
ben sammelte derFeldmarschall Elarfait sein Heer wieder,