2Ö Kaiser Karls auswärtige Händel.
genmerk auf Italien gerichtet, wo ihm schon ein Unterneh¬
men gelungen war; hier sollte Karls Macht gebrochen wer¬
den, und er suchte alte Ansprüche ans Neapel hervor, um
an diesem Lande sein Glück zu versuchen. Karl dagegen
stärkte sich durch ein Bündniß mit Heinrich VII!. von Eng¬
land, dessen Eitelkeit Franz unvorsichtig verletzt hatte, und
der Krieg, der schon im Jahre 1521 begonnen hatte, wurde
nun durch Engländer und Niederländer von den Niederlan¬
den, an den Pyrenäen von Spanien aus, mit der größten
Anstrengung der Kräfte aber in Italien geführt. Karl hatte
den Nachtheil gegen sich, der immer aus sehr zerstreuten Be¬
sitzungen fließt, daß seine Macht sich zu sehr theilen mußte,
Franz konnte dagegen von seinem Mittelpunkt aus, der
die Kräfte in Einem geschlossenen Kerne vereinigte, nach
der Seite hin plötzlich den Stoß richten, nach welcher er
wollte. Allein darin bestand Karls große Ueberlegenheit,
und spiegelte sich seine wahre Herrschergröße, daß er eine
Schaar der trefflichsten Männer um sich versammelt
hatte, und daß er sie mit scharfem Auge durchschaute, wen
er als Feldhcrrn gegen den Feind stellen, wen als Gesand¬
ten die verwickelten Knoten der Staatskunst lösen, wen
im Rathe als den Besonnenen und Weisen das Wort reden
lassen konnte. Durch die geistigen Kräfte wird die Welt re¬
giert ; Karl verstand die Kunst, sie seinem Dienste zu gewin¬
nen.
Ein tapferer französischer Heerführer, der Herzog Karl
von Bourbon, war vom Könige Franz schwer gekränkt
und ging zu Karl über. Dieser nahm ihn mit offnen Armen
auf, und er führte nun mit dem Vicekönig von Neapel, Lan-
uvy, und dem Marchese von P escara, dem ersten Kriegs¬
fürsten seiner Zeit, die kaiserlichen Heere in Italien; Franz
dagegen verlor im I. 1524, bey dem Rückzuge seiner Trup¬
pen, seinen tapfersten Krieger, den Ritter Bayard, wel¬
cher an der Seffia durch seinen Heldenmuth zwar das rück¬
ziehende Heer rettete, aber selbst tödlich verwundet, starb.
Der Vortheil des Krieges schien schon ganz für den Kai¬
ser entschieden; Mailand war wieder erobert, die Franzo¬
sen aus Italien vertrieben. Allein nun wollte Karl Frank¬
reich selbst angreifen, und ließ sein Heer in die Provence
einfallen und Marseille belagern; und darüber hatte er
beinahe fein Uebergewicht wieder verloren. Äon dieser
Seite ist Frankreich schwer zu verwunden. Die Stadt konn¬
te nicht erobert werden und das Land umher war von dem
Feinde selbst verwüstet, so daß Pcscara sich zum Rückzuge
gezwungen sah. Nur seine Meisterschaft als Kriegsführer
rettete das Heer auf dem beschwerlichen Wege; denn der