VI. Ztr Karl V. bis zum wcstph. Fried. 1520 — 1648 29 
in der Gefangenschaft gewesen war, — und hielt seinen 
Vertrag nicht.' Er entschuldigte sich damit, daß seine Stan¬ 
de durchaus nicht in die Abtretung von Burgund willigen 
wollten, und bot daun eine große Summe Geldes für die 
Befreyung seiner beiden ältern Söhne an, die er statt sei¬ 
ner als Geißeln nach Spanien geschickt hatte. Aber Karl 
ließ ihm antworten: „Er verletze Treu und Glauben, die 
er ihm öffentlich und auch im besondern gegeben, und hand¬ 
le nicht, wie es einem Manne von edler Geburt und einem 
Fürsten gezieme. Wolle er cs leugnen, so erkläre er hie- 
mit, daß er die Wahrheit davon durch die Waffen erhär¬ 
ten und im Zweikampf beweisen wolle." 
Franz nahm die Herausforderung zwar mit Worten an, 
wußte aber der That selbst unter mancherlei) Vorwänden 
auszuweichen, und so mußten die Völker wieder mit ihrem 
Blute ausfechten, was der Herrscher Leidenschaft, Ehrgeiz 
und Zorn aufgeregt hatte. Der Krieg zwischen Karl und 
Franz brach von Neuem aus. 
L>ie kaiserlichen in Äom. 1527 — Vorher indeß 
war in Italien eine unerhörte That geschehen. Das kai¬ 
serliche Heer in Mayland stand jetzt unter dem Oberbefehl 
des Herzogs von Bourbon, nachdem der treffliche Pes- 
cara gestorben war. Das Land war ausgezehrt, die Be¬ 
fehlshaber ohne Geld, die Truppen murrten und forderten 
lhren Sold, alle Mittel der Beruhigung waren vergeblich; 
da brach das Heer plötzlich im Jan. 1527 gegen Rom auf, 
ohne irgend einen Befehl des Kaisers; man weiß nicht, ob 
nach Willen des Herzogs von Bourbon, welcher vielleicht 
große Planen des Ehrgeizes gefaßt hatte, oder aus einem 
raschen Entschlüsse der Menge, die in Rom Ucberfluß al¬ 
ler Bedürfnisse und eine reiche Beute zu finden hoffte. Ge¬ 
nug/ Bourbon gab dem allgemeinen Drange nach und kam 
nach einem sehr beschwerlichen Zuge vor Rom an. Es war 
ein Haufe, aus allen Völkern Europa's gemischt. Am liten 
May erging der Befehl zum allgemeinen Sturm der alten 
Welthauptstadt; Bourbon war einer der Ersten auf der 
Mauer, und sein Beispiel feuerte die Stürmenden an; aber 
kaum hatte er einige Augenblicke da oben mit dem Schwerdte 
gefochten, als ein Schuß ihn niederwarf. Die Seinigen 
mdeß drangen in die Stadt, und eine Plünderung und 
Verheerung, wie zur Zeit der Vandalen, wüthete nun meh¬ 
rere Tage in den Mauern derselben. Der Papst hatte sich 
mit seinen Getreuen in die Engetsburg geflüchtet; hier wur¬ 
de er einige Monate belagert, bis die Noth ihn zwang, eine 
Summe von 400,000 Ducaten zu versprechen, damit das 
völlig losgebundene Heer seinen Sold erhalten konnte.
	        
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