Full text: Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 (Abth. 3)

78 1813. 
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äfften Heerführer! schnöde behandelte, für geringe Versehen 
auf's Härteste anfuhr und mit Absetzen und Erschießen bedrohte. 
Und als er am 24. Februar wieder nach Troyes kam, ließ er 
einen dortigen Edelmann, der sich laut für die alte französische 
Kvnigsfamilie erklärt hatte, vor ein Kriegsgericht stellen und 
nach wenigen Stunden wirklich erschießen. "Ter alte Trotz ans 
sein Waffenglück war wieder erwacht. Dazu kam von dem 
Marschall Anger an von Lyon cher gute Botschaft; er hatte 
den östreichischen General Bubna bis Genf zurückgedrängt, und 
bedrohte mit einem starken Hcerhaufen die Schwei;. Wenn er 
diese gewinnen konnte, so war dem großen Bundesheere die 
Zufuhr und der Rückzug an den Oberrhein abgeschnitten. Na¬ 
poleons Seele, welcher alles Maaß fehlte, faßte sogleich das 
Größte in ihren Gedanken, sah schon die Schweiz erobert, El¬ 
saß und Lothringen in Aufruhr und mit Dolch und Gift gegen 
die Verbündeten bewaffnet, die zahlreichen Besatzungen der 
Festungen mit dem Landsturm vereinigt und ihn leitend, so daß 
das Bundesheer, wohin es sich auch wenden möge, auf dem 
Rückzüge bis an den Rhein vernichtet werden müsse. Da war 
ihm das Wort Friede ein Gräuel. Die Verbündeten boten 
ihm gute Bedingungen an, und die Unterhandlungen zu Ehatil- 
lon dauerten noch fort. Er aber, da er von der Abtretung 
Hollands und Italiens hörte, fubr zornig auf und rief: „Ha! 
Was denken die Feinde? Ich bin jetzt näher an Wien, als 
sie an Paris!" — In seinem ganzen Heere tönte dieses ver¬ 
messene Wort wieder und Paris jubelte noch einmal laut über 
seinen zweimaligen Erretter, dem cs nun mit ganzer Seele au- 
zuhangen sich wieder voruahm. 
Wie bald aber waren solche Vorsätze von dem leichtferti¬ 
gen Volke vergessen, und wie schnell änderte sich die ganze Ge¬ 
stalt der Dinge! Wer sie schon jetzt mit ruhigem Auge be¬ 
trachtete, konnte Napoleons ausschweifende Hoffnungen nicht 
rhcilen. Das große Heer zog sich freilich auf Troyes und 
von da an die Äube zurück; aber das geschah nicht nach einer 
verlornen Schlacht, sondern mit der Ruhe eines berechneten 
Planes; denn die Schweiz, der feste Ausgangspunkt aller Be¬ 
wegungen des großen Heeres, mußte gesichert und dem Gene¬ 
ral Bubna zwei Heerhaufen gegen Augerau zu Hülse geschickt 
werden. So wenig war dieser Rückzug Folge des gesunkenen 
Murhfs im Heere, daß dieses vielmehr einzig darüber trauerte, 
weil es nicht vorwärts ging, und daß der Oberfeldherr, Fürst 
Schwarzenberg, sich dadurch genöthigt sab, in einer Bekannt¬ 
machung an das Heer die Gründe des augenblicklichen Rückzu¬ 
ges und das Versprechen zu geben, bald werde er den Feind 
wieder angreifcn. Und als nach wenig Tagen der Befchl dazu 
ertönte, mit welchem Jubel wurde er ausgenommen! Im La¬ 
ger der Baiern wurden alle Trommeln gerührt, die Trompeter 
bliesen rmd die Soldaten erfüllten mit lautem Hurrah die Luft.
	        
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