Maximilian H.
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zu bethören gewußt, daß er ihm das Churfürsten-
thum Sachsen wieder erobern wolle; darüber er¬
fuhr der junge Herzog ein noch unglücklicheres
Schicksal, als sein Vater. Des Churfürsten Moritz
Sohn, August, führte das Heer an, welches
die Acht vollziehen sollte, belagerte den Herzog
mit Grumbach in Gotha einen ganzen Winter
hindurch, und zwang sie durch Voll) zurUeberqabe»
Der junge Fürst wurde als Gefangener nach Wien,
und dort auf einem offnen Wagen, mit einein
Strohhut auf dem Kopfe, dem Volke zum Spott
durch die Straßen der Stadt geführt. Dann saß
er 28 Jahre lang zu Steyer in Oberöstreich ge¬
fangen und starb im Gefangnifi. Grumbach aber
wurde nach grausamen Martern von Pferden ge-
viertherlt.
Statt des Faustrechts, welches die Ausartung
des Kriegswesens in der Lehnsverfassung genannt
werden kann, wurde Teutschland in dieser Zeit
von denen, die den Krieg als ein Gewerbe trie,
ben, niit anderer Plage heimgesucht; gleich alS
sollten die Nachtheile jeder Kriegsverfassung den
Völkern fühlbar gemacht werden, welche nichteinen
jeden freien Mann zum Krieger und Verfechter
des Vaterlandes macht. Die Haufen von Mieths-
soldaten, welche allenthalben hauseten, seit die
Krieger für Geld geworben wurden, die Werb-
und Musterplatze, das Ab - und Anziehen, die
Quartiere und Durchzüge der, an keine Zucht ge¬
wöhnten, plötzlich zusammengelaufenen Schaaren,
waren eine unerträgliche Landplage für die Orte,
die es traf. Die Klagen aus Maximilian I Zeit
erneuerten sich. Kaiser Maximilian H sagt in sei¬
nen Beschwerden, die er dem Reichstage vorlegte:
„Das jetzige Wesen des teutschen Kriegsvolks,
welches ehemals vor andern Nationen wegen seiner
Frömmigkeit, Zucht und Ehrbarkeit den Preis
gehabt, gewinne nunmehr ein Ansehen fast bar¬
barischer Art, und wolle in solche Ausgelassenheit
verwandelt werden, daß in die Lange ke«n Bieder-
H