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Maria Theresia und Friedrich II.
werden, durch den es an Frankreich kam, und der
lothringische Herzog, Franz Stephan, wurde
Großherzog von Toskana. — In einem Türken-
kriege war das östreichsche Heer gleichfalls nicht
siegreich und im Belgrader Frieden 1739 mußte
die Schutzwehr, welche Eugen gewonnen harte,
die Festung Belgrad, zurückgegeben werden.
48. Maria Theresia und Friedlich II
von Preußen.
Der Kaiser Kar-l VI starb den 20. October
1740. Seine Tochter Marra Theresia er¬
griff, der pragmatischen Sanction zufolge, in al¬
len seinen Ländern die Regierung.
Sogleich nach des Kaisers Tode trat der Ge¬
sandte des Churfürsten von Baiern in Wien init
einer Erklärung seines Herrn hervor, ,,er könne
die junge Königin nicht als Erbin und Nachfol¬
gerin ihres Vaters anerkennen, weil das Haus
Baiern gerechte Ansprüche an die östreichsche« Erb¬
länder habe." Diese Ansprüche gründete der Chur»
fürst auf seine Abstammung von der ältesten Toch¬
ter Kaiser Ferdinands I, deren Nachkommen, nach
dem Ausfterben des östreichsche« Mannsstammes,
jetzt eintreten müßten. Allein allem Rechte nach
konnte dieses nur geschehen, wenn der letzte Kaiser
auch kein« Tochter hinterlaffen hatte; da eine solche
da war, mußte sie allen weiblichen Seitenver¬
wandten vorgehen. Nun wollten zwar die bairi¬
schen Rechtsgelehrten noch aus manchen andern
Gründen die Ansprüche ihres Herrn rechtfertigen;
was den Chu.fürften indeß wohl am meisten trieb,
war das heimliche Zureden Frankreichs, welches
ihm seinen Beistand zur Zerstücklung des östreich¬
schen Erbes versprach.