Maria Theresia und Friedrich II. 25?
vom Staatsniinister bis zum Kammerdiener, die
Entschlüsse des fremden Hofes schneller zu ent¬
decken, als sie bei ihm selbst reif geworden waren,
diese konnte bei Friedrich II nicht geübt we>dcn;
denn er erwog Alles still in feiner eigenen Brust,
und der Augenblick der That machte den Entschluß
erst offenbar.
So ging es auch jetzt mit dem Eingriffe auf
eines der östrerchschen Länder nach Karls VI Tode.
Man bemerkte wohl Rüstungen, aber vieler be¬
durfte es nicht, denn der ordnungsliebende, spar¬
same König Friedeich Milhelm I hatte dem Sohne
ein treffliches Heer von 8o,ooo Mann und einen
Schatz von 8 Millionen Thaler hinterlassen; und
überdies ging alles so still, so sprachlos, daß nie¬
mand des jungen Königs wahre Absicht durchschauen
konnte. Sonst pflegten doch einem Kriege Bünd¬
nisse mit anderen Machten vorairzngehen; allein
Frredrich redete mit keinem Gesandten, und knüpfte
mit niemanden eine Verbindung an. Er wußte,
daß die beste Hülfe in uns selbst liegt. Dabei
verließ er sich auf die rasche Beweglichkeit seines
Heeres, wie seiner selbst; ste lag in seinem ganzen
Leben. „Will der König verreisen, erzählt von
ihm der freiude Gesandte, so pflegt er die, welche
ihm folgen sollen, nur wenige Stunden vorher
von seiner Abreii'e zu benachrichtigen, und er sin¬
der sie bereit, da er weder einen Hof, noch Höf¬
linge, sondern laute» Generale, Prinzen und Ad¬
jutanten zu Beqleirern hat." — Durch Schnel¬
ligkeit mußte die Kraft seines Staates sich verviel¬
fältigen, und den Mangel der Masse ersetzen.