L72 VII. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 1648-1617.
König Friedrich, weil dieser ihn gering achtete,
und verband sich mit dem Fürsten Kaunitz, um
Preußen zu verderben. Beide fanden an dem rus¬
sischen Kanzler Bestuschef den dritten zu ihrem
Bündniß. Auch dessen Kaiserin Elisabeth war dem
König Friedrich feind, weil sein Spott ihrer nicht
schonte, und übelwollende Menschen ihr Werte und
Gedichte des Königs überbracht hatten, die solchen
Sport enthielten.
Schweden endlich war um diese Zeit sosehr
mit Frankreich verbunden, und folgte dessen Fu߬
tapfen so pünktlich, daß der König von Preußen
au diesem, sonst so ehrenwerthen, Volke aewisi ei¬
nen Feind erwarten kennte, wenn es zum allge¬
meinen Kriege kam.
Das Glück im Schließen der Bündnisse, und
die Zuversicht auf die vereinigten Kräfte Oestreichs,
Rußlands, Frankreichs, Schwedens und Sachsens
gegen den einzigen König von Preußen, mit sei¬
nem Sraatr von nicht 5 Millionen Menschen, und
keiner fremden Hülfe, außer Englands, die für
den Landkrieg nicht viel zu bedeuten schien; das
Alles machte die drei Minister gewiß, und sie hatten
in ihren Gedanken den kühn aufstrebenden König
schon wieder zum Churfürsten von Brandenburg
herabgesetzt. Nur harten sie in ihrer Rechnung
die Geisteskraft vergessen, die in ihm selbst lag,
und die Wunder, die ern, von seinem Herrscher
mit Stolz und Vertrauen beseeltes, Volk vermag.
König Friedrich wußte schon um ihre Anschläge;
durch einen bestochenen Schreiber in Dresden hatte
er die Abschriften aller Verhandlungen zwischen
den Höfen von Wien, Petersburg und Dresden
erhalten, und sah daraus das Ungewitter, das
sich über seinem Haupte zusammcnzog. In solchen
Augenblicken zeigt sich die außerordentliche Weise
einer kühnen Seele; sie rüstet sich nicht, um die
Gefahr zu erwarten, sondern sie geht ihr ra'ch
entgegen. Und jedes Uebel, nah und entschlossen