Karl V in Frankreich. 
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royen, an dessen Herzog er gleichfalls Forderungen 
inachte. Karl sah die Nothwendiqkeit des Krieges 
und beschloß, ihn mit aller Kraft in das südliche 
Frankreich selbst zu versetzen, Ungewarnt durch 
den unglücklichen Ausgang des ersten Einfalls un¬ 
ter den, Herzog von Bourbon, wagte er einen 
solchen i536 von Neuem, drang bis Marseille 
vor und belagerte die Stadt. Allein sie war zu 
fest, und die Gegend umher von den Franzosen selbst 
verwüstet; Mangel und Krankheiten nöthigten den 
Kaiser nach zwei Monaten zrini Rückzüge, bei 
welchem viel Geschütz und Gepäck verloren ging. 
Es kam darauf, durch Vermittlung des Papstes, 
*558 ein Waffenstillstand zu Nizza auf zehn 
Jahre zu Stande, und bald darnach hielten die 
beiden Gegner eine Zusammenkunft zu Aigries- 
;mortes, an der Mündung des Rhonesiuffes. 
Die Einladung dazu war vom König Franz alls¬ 
gegangen ; des Kaisers Rathe fanden eS bedenk¬ 
lich, daß er sich auf französischen Grund und Bo¬ 
den begeben sollte; allein ihm selbst gefiel die 
Sache, des Außerordentlichen wegen, um so mehr. 
— Als er vor dem Hafen ankam, f'.ihr der König 
selbst an sein Schiff, ihn zu empfangen, und 
führte ihn auf das Land. Ein königliches Mahl 
war hier bereitet, und ein Fest, welchem die Herr¬ 
scher bis tief in die Nacht beiwohnten. Am an¬ 
dern Morgen reichte der Dauphin selbst dem Kai¬ 
ser Waschwasser und Handtuch, und von beiden 
Seiten wetteiferte man in Beweisen der Achtung 
und Freundschaft. Es war keine Verstellung, sie 
wünschten beide die Dalker des Friedens, tutb trn 
folgenden Jahre 1.539 gab Franz einen neuen Be¬ 
weis seiner aufrichtigen Gesinnung. Die Stadt 
Gent in den Niederlanden hatte sich, einer neuen 
Auflage wegen , gegen Karl empört und bot 
sich den, König Franz an, sich ui seinen Schutz 
zu begeben; allein der König meldete die Sache 
selbst dem Kaiser, und schlug ihm zugleich vor, 
um desto schneller in die Niederlande zu kommen, beit 
kürzesten Weg von Spanien durch Frankreich
	        
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