Der siebenjährige Krieg. 1757. 1758. §§ 174. 175.
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Sie hatte die schlimmsten Folgen, denn nun mußte Friedrich die Be¬
lagerung von Prag aufgeben, Böhmen verlassen und sich auf die Ver¬
teidigung beschränken.
2. Von allen Seiten brachen jetzt seine Feinde los. Die Russen
schlugen den greisen General Lehwaldt bei Groß-Jägersdorf (am
Pregel) und bemächtigten sich Preußens. Die Franzosen drangen über
den Rhein gegen Hannover vor, siegten bei Hastenbeck an der Weser und
bekamen durch die Konvention von Kloster Zeven alles Land bis zur
Elbe in ihre Hand. Ein zweites französisches Heer unter dem Prinzen von
Soubise vereinte sich mit der Reichsarmee und bedrohte Sachsen. Die
Schweden rückten in Vorpommern vor, die Österreicher drangen unter
Karl von Lothringen in Schlesien ein; österreichische leichte Reiter schweiften
sogar schon bis nach Berlin. Friedrich schien verloren. Aber er verzagte
nicht. Einen Teil seines Heeres sandte er unter dem Prinzen von Braun-
schweig-Bevern und seinem persönlichen Freunde Winterfeld gegen die
Österreicher nach Schlesien, er selbst wandte sich gegen Soubise und schlug
ihn nahe der Saale in der ruhmreichen Schlacht bei Roßbach, in der sich 5. November,
besonders der Reitergeneral Seydlitz auszeichnete. In wenigen Stunden
waren die Franzosen und die Reichstruppen in schimpflicher Flucht zerstoben.
3. Dann zog Friedrich in Eilmärschen nach Schlesien, wo Winterfeld
bei Moys (unweit von Görlitz) gefallen, der Prinz von Braunfchweig-
Bevern gefangen genommen, Breslau verloren gegangen war. Mit
14000 Mann stieß er zu den 20000, die sich noch in Schlesien hielten.
Mit 70000 Mann standen Karl von Lothringen und Daun ihm
gegenüber. Aber Friedrich wußte mit gewaltigen Worten seine Generale
und Stabsoffiziere zur äußersten Anspannung ihrer Kräfte zu entflammen
und schlug in der meisterhaft geleiteten Schlacht bei Leuthen den doppelt 5. Dezember.
so starken, überlegenen Feind. Über das Heer kam das Gefühl, aus
schwerer Gefahr wie durch ein Wunder gerettet worden zu sein, und das
feierliche „Run danket alle Gott", das am Abend vieltausendstimmig von
dem blutgetränkten, winterlichen Schlachtfelde gen Himmel drang, kam
aus vollen, gläubigen Herzen. Friedrich war wieder Herr von Schlesien
und Sachsen, aber den Frieden herbeizuführen, gelang ihm nicht.
§ 175. Die Zahre 1758—1760. 1. Den Feldzug des Zahres
1758 begann Friedrich mit einem Einfall in Mähren, mußte sich aber
dann gegen die Russen wenden, die durch Preußen und Pommern bis
zur Oder vorgedrungen waren. Bei Zorndorf (am 25. August) über-1758.
wand er ihren hartnäckigen Widerstand in einer blutigen Schlacht, in der
wieder Seydlitz das Beste tat. Die Russen gingen an die Weichsel zu¬
rück. Die Franzosen hatte inzwischen Herzog Ferdinand von Braun¬
schweig, der Feldherr des englisch-deutschen Heeres, das ihnen gegenüber¬
stand, bis über den Rhein zurückgedrängt und bei Krefeld geschlagen,
yber Friedrich selbst, der allzusehr auf Dauns Zaghaftigkeit baute, wurde