Das Intekregnuw^ 276 
welche man das Interregnum nennte Nach Kon- 
vads IV. und Wilhelms von Hollands Tode wollte 
kein teutscher Fürst die Kaiserkrone annehmen; den 
meisten war mehr daran gelegen, nur ihre eigenen 
Erbländer zu verwalten, und wo möglich eigennützig 
zu vergrößern, als die schwere Pflicht auf sich zu 
nehmen, in den fast verwilderten teutschen Landen 
Friede und Ordnung herzustellen und mit Selbstent- 
sagung alle Kräfte dem gemeinen Besten zu widmen. 
Da fielen die geistlichen Curfürsten auf den unwür¬ 
digen Gedanken, einen Ausländer zum Kaiser zu 
Machen. Und noch dazu waren sie nicht einig; die 
eine Parthei wählte den englischen Grafen Richard 
von Cornwallis, die andere den König Alfon- 
sus von Castilien in Spanien, den man wegen 
seiner Kenntnisse in der Himmelskunde den Weisen 
nannte. Beide hatten den Reichsfürsten viel Geld 
geboten, und Richard kam sogar, wie einige erzäh¬ 
len, mit 3s Wagen nach Teutschland, jeden mit acht 
Pferden bespannt, und darauf ein, drei Ohm hal¬ 
tendes, Faß mit Sterlingen, (einer alten englischen 
Geldmünze), angefüllt. Er hatte reiche Zinngruben 
in Cornwallis, damahls fast die einzigen in der 
Welt, und daher so großen Reichthum. Mit solchen 
Waffen eroberte er bald vieler Herzen, und wurde 
auch im Jahre 1267 feierlich zu Aachen gekrönt. 
Dann kehrte er bald nach England zurück, von meh¬ 
reren angesehenen Teutschen begleitet. In England 
aber, der Heimath des Nationalstolzes, ward er 
nicht anders als jeder englische Große behandelt/ 
und das verdroß die Teutschen. die mit ihm waren, 
so sehr, daß sie unwillig nach Hause zurückkehrten.— 
Seit der Zeit ist Richard noch drennahl nach Teutsch¬ 
land gekommen, aber jedesmahl nur auf kurze Zeit, 
und Alfonsus ist niemahls in Teutschland gewesen. 
In solcher Zeit mußte wohl Unordnung und Gewalt- 
thätigkeit von Tage zu Tage größer werden, so daß 
große und kleine Fürsten, und Grafen und Ritter 
und Städte, in beständigen Fehden mit einander 
lebten, und daß die Recht und Ruhe liebenden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.