Die katholische Reaction.
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nem Namen. Die Guise waren nur weitläuftig mit dem Hause Va-
lois verwandt, aber sie hatten die Mehrzahl der Franzosen für sich,
denn sie waren eifrigft katholisch. Die Verfolgungen gegen die Cal¬
vinisten gingen daher fort in derselben Weise wie unter Heinrich II.
Diese wurden in Frankreich gewöhnlich Hugenotten genannt. Es
scheinet das Wort eine Verstümmelung des deutschen „Eidgenossen"
, zu sein. Man nannte sie so, weil sie ihren Ursprung, ihren kirchli¬
chen Mittelpunct in der Schweiz, in Genf, bei den Eidgenossen hat¬
ten. Aber ein großer Theil des kühnen und ritterlichen Adels von
Frankreich hatte sich zum Calvinismus gewendet und Prinzen des kö¬
niglichen Hauses selbst bekannten denselben. Das Haus Bourbon
stammte von dem vierten Sohne Ludwigs des Heiligen ab und wenn
die Linie Valois ausstarb, so kam der Thron an die Bourbons. Es
waren drei Brüder. Anton von Bourbon, welcher durch die Ver¬
mählung mit Johanna Albret die Reste des kleinen Königreichs Na¬
varra gewonnen, Ludwig, Prinz von Conde, und der Kardinal Karl
von Bourbon. Die beiden ersten Fürsten waren Calvinisten, der
dritte war in dem Schooße der römischen Kirche geblieben, vielleicht
nur weil er einmal Kardinal derselben war. Die Calvinisten hielten,
den Prinzen Ludwig von Conde an der Spitze, eine Zusammenkunft
zu La Ferte und beschlossen, daß der junge König den Guise ent¬
rissen, daß die Verwesung des Reiches denen, welchen sie rechtmäßig
gebühre, den Prinzen von Geblüt, den Bourbons überantworret
werden müsse. Die Calvinisten gedachten damit die Staatsgewalt in
ihre Hände zu bringen, die zum Triumphe der Reforination von
den calvinistischen Bourbons gehandhabt werden sollte. Die Cal¬
vinisten wollen für alle Fälle sicher sein. Wenn sie auch die Bour¬
bons in die Reichsverwesung bringen, so ist damit das Königthum
selbst nicht gewonnen für diese Sache. Darum soll dieses Königthum
mit Schranken umzogen werden. Man wird daher auf die Einberu¬
fung der Generalstaaten dringen. In dem langen Streite, der haupt¬
sächlich für und wider die Reformation gekämpft wird, ist auch der
Staat und die Freiheit nicht vergessen worden. Jede Partei, die er¬
scheint, begehrt Einschränkung des Königthums; heute begehren
die Calvinisten sie und morgen wird sie von den Katholiken begehrt.
Aber die Sache des Glaubens und der Kirche stehet den Menschen
doch weit über diesem Interesse. Es geschieht, daß das Königthum
in Frankreich auch diese Gefahr überwindet, wie so viele früher über¬
wunden worden, weil die Gedanken und die Thaten der Menschen
mehr auf ein Höheres als auf den Staat gerichtet sind.
Die Calvinisten vermochten aber nicht das Beschlossene hinaus
zu führen. Der Versuch, den ein Haufe von ihnen machte, den kö-