Die katholische Reaktion.
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mit Waffen versehen, werden in Bewegung gesetzt. Heinrich von
Guise stellt sich an die Spitze der katholischen Gegenbestrebung. Der
Plan ist gefaßt, die Ausführung gesichert. In Paris und in den an¬
dern Städten des Reiches soll über die Calvinisten hergefallen und
dem Hofe gezeigt werden, was die Mehrheit der Nation will und
begehrt. Paris ist in der heftigsten Bewegung, Alles für die Ermor¬
dung der Calvinisten vorbereitet, es bedarf nur noch des Zeichens.
Da scheinet die Königin Katharina, auch eifersüchtig auf den Ein-
stuß Colignys, Karl IX. gezeigt zu haben, daß es ohne Gefahr für
das Königthum keinen andern Ausweg gäbe als sich selbst an die
Spitze dieser katholischen Bewegung zu stellen, hemmen könne man
sie nicht, denn dabei könne das Haus Valois selbst mit in den Un¬
tergang gezogen werden. Karl IX. ist auf diesen Gedanken eingegan¬
gen und es ist beschlossen worden, das Köni'gthum an die Spitze
dieser so unaufhaltbaren Bewegung zu stellen. Dieser Entschluß ist
erst ganz kurze Zeit vor der Ausführung gefaßt worden. Karl IX.
giebt nun selbst den Befehl zum Mord und in der Nacht vom 23.
auf den 24. Aug. 1572 wird derselbe vollzogen. Die Calvinisten, 1572
die den Zusammenhang der Bewegung, in welcher sie standen, nicht
geahnet, werden in ihren Hausern überfallen und erwürgt. Inden
Provinzen, in den anderen großen Städten des Reiches findet die
Mordscene von Paris einen grausamen Nachhall. Heinrich von Na¬
varra und Heinrich von Conde, der Sohn des bei Jarnac gefallenen
Ludwigs, werden durch das Schrecken des angedroheten Todes ge-
nöthiget, katholisch zu werden. Heinrich ist eben durch den Tod sei¬
ner Mutter, der frommen Johanna Albret, die 9. Juni 1572 ge- 1572
storben, in Navarra König geworden. Karl IX. aber brüstete sich
bald, daß die Nacht des Mordes von ihm ausgegangen, bald läug-
nete er es, je nachdem er zu Protestanten oder zu Katholiken sprach.
Philipp II. äußerte die größte Freude, aber eine noch größere äußerte
der römische Stuhl. Denselben hatte noch vor der Mordnacht
I.Mai 1572 Pius V. durch den Tod verlassen, GregorXlll. darauf be- 1572
stiegen. Dieser ging alsbald, wie dieNachricht von Paris gekommen,
mit dem Kardinalscollegio in die Kirche, Gott zu preisen, daß der
Mord glücklich hinausgeführt worden, und verkündete noch obenein
ein Jubeljahr.
Zwischen Karl IX. aber und den französischen Calvinisten hatte
die Bartholomäusnacht gebrochen. Nicht lange ließen diese sich wi¬
derstandslos würgen. Sie nahmen die Waffen; denn mußte es ein¬
mal gestorben sein, so war es besser mit den Waffen zu fallen als
widerstandslos hingewürgt zu werden. Also brach der Krieg im Jahre
1572 abermals aus. Das Auftreten der Calvinisten wird indessen