248 Zweites Buch.
1610 ten 17. Aug. 1610. Sigismund aber weigerte die Genehmigung,
denn er hoffte, Rußland ganz oder zum guten Theil für sich selbst
zu gewinnen. Aber die Russen erhoben sich unter dem tapfern Po-
scharsskoi und im Angesichte von Moskau ward ein glänzender Sieg
1612 über die Polen gewonnen 21. Aug. 1612. Moskau befreite sich
durch einen Aufstand von den Polen. Die Bojaren, die Staatsbe¬
amteten, die Abgeordneten der Städte traten zusammen und gaben
1613 13..Febr. 1613 dem jungen Michael Romanow das Zarenthum.
Noch waren die Verhältnisse schwer. Die Polen setzten den Kampf
fort, die Schweden, welche ebenfalls in die Verwirrung eingegrif¬
fen, setzten ihn ebenfalls fort, um über Rußland so viel als möglich
1617 zu gewinnen. Es mußte 1617 Jngermannland und Karelien, wo¬
durch die Russen alle Verbindung mit der Ostsee verloren, anSchwe-
1618 den und 1618 Smolensk, Tschernigow, Krasnoi, viele andere
Städte abgetreten werden. Es trat aber darauf doch eine glückliche
Ruhe ein. Den armen Bauern half sie freilich nicht, denn das Ge¬
setz der Leibeigenschaft ward 1640 abermals bestätigt, auch zu der¬
selben Zeit die Kinder der Weltgeistlichen, die Städter und die
Ackerleute vom bürgerlichen Staatsdienst ausgeschlossen. Das Reich
aber, das Zarenthum in seiner GLwaltfülle, die Nationalität ward
1645 gerettet. Michael Romanow pflanzte 1645 die Herrschaft auf
seinen Sohn Alexis Michailowitsch fort. Der schon alte Gegen¬
satz zwischen Rußland und Polen blieb. Dort das absolute Herrn¬
thum und die einigende Kraft, hier die immer weiter gehende Auf¬
lösung der einigenden Kraft des Königthums durch die vielköpfige
Herrschaft des Adels, welche je länger, je weiter greift. Sigis-
1632 mund III. war 30. April 1632 gestorben, Wladislas Wasa, sein
Sohn, ward von dem Adel Polens zum König gewählt. Unter Wladis¬
las IV. Wasa stand die katholische Reaction in Polen gegen die Pro-
1644 testanten fast still. Der König ließ zu Thorn 10. Octbr. 1644 zwi¬
schen Katholiken, Reformirten und Lutherischen ein Religionsge¬
spräch eröffnen, denn noch immer waren die Vereinigungsgedanken
nicht aufgegeben. Doch zu Wenige theilten des Königs Meinung.
Das Religionsgespräch löste sich nach wenigen Tagen in nichts auf.
Die katholische Reaction wendete sich je länger je mehr gegen die
griechischen Schismatiker, die den Stock der Bevölkerung in den
Provinzen und Gebieten bildeten, die früher von Rußland erobert
worden waren. Hier hatte der polnische Adel weitläuftige Güter
erworben, die er durch harte Beamtete verwalten ließ, während er
selbst in dem eigentlichen Polen seßhaft geblieben. Immer heftiger
wurden die Maßregeln gegen die griechischen Kirchen. Es loderte
deshalb ein furchtbarer Aufstand empor, er stand in hellen Flammen,