Kaiser Lothar. 219
iiHiUHUVnwiuwHvvuivvnmuu»\vvviv\tivivuvviutvMV\ \v
blößtem Haupt und barfuß nach den heiligen Oettern; und die
Stadt, welche noch eben von dem wilden Geschrei des Mordes er¬
schallte, war nun erfüllt mit Gebeten und Lobgesängen zur Ehre
Gottes.
Darauf dachte man an die Wahl eines Königs für das neue
Königreich Jerusalem ; Gottfried von Bouillon erschien Allen als
der Würdigste; allein er weigerte sich, da eine Krone zu tragen,
wo der Heiland der Welt unter der Dornenkrone geblutet habe,
und nannte sich nur den Beschützer des heiligen Grabes. Aber
als er schon im folgenden Jahre, '1100, starb, nahm sein Bru¬
der Balduin den Namen eines Königs an.
Von den später» Krcuzzügcn zur Behauptung der christlichen
Herrschaft in Palästina, an welchen auch deutsche Kaiser Theil
nahmen, wird unsre Geschichte künftig reden.
40. Kaiser Lothar der Sachse. 1125 — 1137.
Nach dem Aussterben des fränkischen Hauses war wieder ein
Augenblick gekommen, da die deutschen Fürsten, wenn sie unab¬
hängige und selbstständige Herrscher seyn wollten, keinen neuen
Kaiser über sich zu setzen brauchten; allein ein solcher Gedanke
war ihnen fremd, und sie wollten lieber Einem aus ihrer Mitte
gehorchen, den sie selbst auf die höchste Stufe der Ehre erhoben,
als daß Deutschland in viele kleine Herrschaften zerfallen sollte.
Die deutschen Völkerschaften lagerten sich wiederum in der
Gegend von Mainz an den Ufern des Rheines, und zehn ausge¬
wählte Fürsten aus jedem der vier Hauptstämme: Sachsen, Fran¬
ken, Baiern und Schwaben versammelten sich in Mainz zur er¬
sten Wahl. Es wurden drei Fürsten in Vorschlag gebracht:
Herzog Friedrich vonSchwaben, dermächtige und tapfe¬
re Hohenstaufe, Lothar von Sachsen und Leopold von
Oestreich. Die beiden letzteren baten fußfällig und weinend,
sie mit so schwerer Last zu verschonen; Friedrich aber dachte in
seinem stolzen Sinne, es gebühre die Krone keinem andern als
ihm; und solche Gedanken konnte man auf seinem Gesichte wahr¬
nehmen. Da legte der Erzbischof Adelbert von Mainz, der den
Hohenstaufen abhold war, allen dreien die Frage vor: „Ob
ein jeder bereit sey, sich demjenigen, den man wählen werde,
freiwillig zu unterwerfen?" Die beiden andern antworteten so¬
gleich mit ja; Friedrich zauderte und begab sich aus der Ver¬
sammlung weg, unter dem Vorwände, daß er mit seinen Freun¬
den rathschlagen müsse. Das verdroß die Fürsten, und Adelbert
brachte sie nun dahin, daß sie Lothar von Sachsen, fast wider
seinen Willen, erwählten.
Aber mit den beiden mächtigen hohenstaufischen Herzogen,
Friedrich von Schwaben und Konrad von Frauken, brach bald
die Feindschaft aus und verheerte fast die ganze Regierungszeit
des neuen Königs hindurch die schönen Länder von ' Schwaben,