Full text: Die deutsche Geschichte

Einleitung. 41 
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borne dem Fremdling den heiligen Hain, wo einst freudige und 
freie Menfchen sich zum Frühlingsfeste der Mutter Erde versam¬ 
melten, und der Priester mit dem Wagen den fröhlichen Umgang 
hielt. Noch ruht der Herthasee mit seinen tiefen Wassern, zirkel- 
rund, von moosigen Hügeln umschlossen, und von dunkeln Buchen 
beschattet; heilige Schauer wehen um ihn, stille Füße umwandlen 
ihn: nur das Geläut der Heerden oder eine Ente oder ein Taucher, 
der aus den Binsen aufrauscht, stören die feierliche Stille. An 
seinem nördlichen Ende liegt mit ihren hohen Wallen die Burg 
mit dem Eingänge, wo das Bild der Göttin verehrt ward, auch sie 
ist jetzt mit Binsen bewachsen; umgestürzte Altäre und Opfersteine 
erinnern an frühere Zeiten: tausend Schritte davon das offene Meer, 
und die Schiffe, und die herrliche Stubbenkammer, und der Kö¬ 
nigsstuhl mit seinen erhabenen Pfeilern." — 
Auf Weissagungen und Vorbedeutungen hielten dle Deutschen 
viel, wie schon des Wieherns der heiligen Sonnen-Pferde gedacht 
ist. Wenn sie einen Krieg hatten, so nahmen sie oft von dem 
feindlichen Volke einen Gefangenen und ließen ihn mit einem von 
ihren Landsleuten, jeden mit seinen vaterländischen Waffen einen 
Zweikampf halten; der Sieg des einen oder des andern wurde 
als eine Vorbedeutung oder als ein Gottesgericht angenommen. — 
Der Rabe und die Eule waren ihnen unglückbriugende Vögel; der 
Kukuk verkündete die Lebensdauer. Auch mit Stäben, aus dem 
Zweige eines Fruchtbaums geschnitten, deuteten sie die Zukunft, 
indem besondere Zeichen, (Runen) auf jedes Stäbchen geschnitten 
und diese dann auf ein weißes Gewand gestreut wurden. Daun 
betete, bei öffentlichen Angelegenheiten der Priester, bei Privat¬ 
sachen der Hausvater, zur Gottheit und nahm, mit aufgehobenen 
Augen, dreimal einzelne Stäbe, aus deren Zeichen die Deutung 
geschah. 
Sehr hoch wurden heilige Seherinnen geehrt, deren einige die 
Geschichte nennt, welchen der Glaube der Völker einen großen Ein¬ 
fluß auf die öffentlichen Beschlüsse einräumte. Tacitus nennt eine 
Aurinia, (vielleicht Alruna, mit dem Geheimniß der Runenzei¬ 
chen vertraut), dann die berühmte Weleda, welche an den Ufern 
der Lippe von einem Thurme die Völker des Nieder-Rheins leite¬ 
te; endlich eine Ganna zu den Zeiten Domitians. Auch bei dem
	        
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