Full text: Die deutsche Geschichte

502 VH. Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648—1829. 
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sehr, daß der König Wilhelm statt 10,000, jetzt 40,000 Mann 
zu diesem Kriege vom Parlamente bewilligt erhielt. Er wählte den 
Grafen, nachherigen Herzog, von Marlborough zum Feld¬ 
herrn über sein Heer. Sein Auge batte gut gewählt, Marlbo¬ 
rough , der unter dem großen Tnreune den Krieg gelernt hatte, 
stand an Feldherrngröße keinem seiner Zeit nach. Er war ein 
geborner Heerführer; groß, schön, kraftvoll, von solchem An¬ 
stande und solcher geistigen Ucberlegenheit, daß sich die Gemüther 
unwillkübrlich vor ihm beugten. An menschlicher.Würde stand er 
unter Eugen; es fehlte ihm die treue, edle Sinnesart, welche 
große Gedanken und Zwecke höher achtet, als das eigne Selbst; 
und er wird beschuldigt, mehr als billig dem äußern Gewinne 
nachgetrachtet zu haben. 
Marlborough ging im März 1702 nach den Niederlanden 
hinüber und stellte sich an die Spitze des englisch-holländischen 
Heeres; sein nächstes Ziel war, die Franzosen'aus dem Churfür¬ 
stenthum Köln zu vertreiben. Der König Wilhelm starb zwar in 
diesem selben Monate, aber seine Nachfolgerin, die Königin 
Anna, blieb ganz seinen Entwürfen getreu, und der Krieg nahm 
seinen Fortgang. 
Bei diesem Ernste der Fremden entschloß sich auch das deut¬ 
sche Reich zur Theilnahme an dem Rachekriege gegen seinen 
Erbfeind. Die Kriegs-Erklärung erfolgte den 6. Oktober 1702. 
Am Ende derselben beißt es: „Frankreich habe nichts unterlassen, 
was zur Beschimpfung und gänzlichen Unterdrückung deutscher 
Nation gereichen könne, um dadurch endlich die vorlängst so eifrig 
gesuchte Universal-Monarchie desto eher zu errichten." — Das 
Betragen des Churfürsten von Baiern hatte gleichfalls den Ent¬ 
schluß der übrigen Reichsglieder befördert; er, der hartnäckig an 
Frankreich feftbielt, batte eine ansehnliche Kriegsmacht versammelt 
und am 3. September plötzlich die freie Reichsstadt U l m überfallen 
und in Besitz genommen. Das mußte die übrigen Stände erbittern. 
Auch die Herzöge von Braunschweig, aus noch immer 
fortwährendem Unwillen über die bannöversche Chnrwürde, ver¬ 
gaßen sich so sehr, daß sie für Frankreich Werbungen anstellten. 
Da sie vielfältige Warnungen nicht achteten, wurden sie durch 
den Churfürften von Hannover in diesem Jahre 1702 mit Ge¬ 
walt entwaffnet, und mußten nun dem Willen des Kaisers und 
Reiches folgen. 
Ucbrigens wurde in dem Jahre weder am Rhein durch den 
kaiserlichen Feldherrn Ludwig von Baden, noch in Italien durch 
Eugen, etwas besonderes unternommen. Dieser war zu schwach 
dazu; und es schien, als wollten die Gegner überhaupt erst die 
Kräfte im Kleinen aneinander versuchen. 
Die Baiern in Tyrol 1703. — Das nächste Jahr war 
schon tbatcnreicher. Marlborough wandte dasselbe zur Eroberung 
fester Plätze an den Gränzen der Niederlande an; er nahm Bonn, 
Tongern, Huy, Limburg und Geldern weg.
	        
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