Full text: Die deutsche Geschichte

610 VII. Zlr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1829. 
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entstand auf der Stelle der bitterste Mangel, und dadurch un¬ 
vermeidliche Unordnung und Niedergeschlagenheit. So sollte das 
Heer streiten, in seinem Angesichte die Saal und Elbe, die es 
batte im Rücken haben sollen. Es war vor der Schlacht schon 
besiegt. 
Die Schlachten bei Jena und Auerstädt, den 14. 
Oktober 1806. — Ein Theil des preußischen Heeres unter 
dem Herzog von Braunschwcig stand bei Auerstädt, ein ande¬ 
rer unter dem Fürsten von Hohenlohe bei Jena und Vier¬ 
zehnheiligen, beide ohne rechte Verbindung mit einander. Sie 
wurden an demselben Tage angegriffen und besiegt. Bei Auer¬ 
städt focht der Marschall Davoust, bei Jena Napoleon selbst. 
Gleich im Anfänge der Schlacht sank der Herzog von Braun¬ 
schweig, von einer Kugel tödtlich getroffen; durch seinen Fall 
war der Plan des Gefechtes zerrüttet und verworren; die Ta¬ 
pferkeit einzelner Haufen konnte den Mangel des Zusammenwir¬ 
kens im Großen, und der Zuversicht in der Menge, nicht erse¬ 
tzen. Von mehreren Seiten umgangen wich die Schlachtordnung 
zurück; sie wollte sich nach Weimar ziehen, um an dem Hohen- 
loheschen Heereshaufen eine Stütze zu finden; noch wußte man 
nicht, daß dieser zu derselben Zeit das gleiche Unglück erfahren. 
Bckld aber wurde es nur zu klar, denn so groß war die Ver¬ 
wirrung auf allen Seiten, daß in der Nacht, während der Hee- 
restheil von Auerstädt gegen Weimar floh, ein Theil des Ho- 
henloheschen Heeres von Weimar gegen Auerstädt sich retten 
wollte. 
Zehn Tage nach der Schlacht von Jena rückte Napoleon 
schon in Berlin ein; vierzig Tage nach Ausbruch des Krieges 
stand er an der Weichsel, und eine Strecke Landes mit 9 Mil¬ 
lionen Menschen und vielen festen Städten war durch die Eine 
Schlacht gewonnen, ein Heer aber, das früher als ein Muster 
gegolten, war vernichtet. Das war ein Zeugniß, daß viele der 
besten Stützen des Staates morsch geworden waren, weil der 
Glaube, das Unverbesserliche zu besitzen, die Wachsamkeit ge¬ 
schwächt hatte. Dieser Glaube sollte durch das entsetzliche Un¬ 
glück vernichtet, der Geist geweckt, die Kräfte erfrischt werden. 
Es hieße alte Wunden zwecklos aufreißen, wenn im Ein¬ 
zelnen erzählt würde, wie groß die Niederlage gewesen, wie 
und wo die einzelnen Ueberbleibsel des Heeres noch vollends 
vernichtet, wie schnell und durch wen die vielen festen Orte 
Preußens gefallen, zum Theil auf schmähliche Weise übergeben 
find. Die Söhne jener Väter, manche der Väter selbst, haben 
doppelt und dreifach gutgemacht, was dort gefehlt war, und 
das Schicksal hat sich als versöhnt bewiesen. Eben so wenig darf 
die Geschichte wiederholen, wie unwürdig und schmachvoll der 
französische Kaiser, in der Trunkenheit seines Sieges, von sei¬ 
nen Gegnern, wie unerhört sittenlos er von dem preußischen 
Königshause, und besonders von der allverchrten, angebetenen
	        
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