Full text: Die deutsche Geschichte

612 VII. Ztr. Dom westph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1829. 
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ein neuer Angriff am dritten Tage, so glaubte man allgemein, 
wurde die Franzosen zum Rückzuge gezwungen haben. Aber der 
russische Heerführer, General Lenningsen, glaubte seinem er¬ 
müdeten Heere so übermenschliche Anstrengung nicht zumuthen zu 
dürfen, und zog sich nach Königsberg zurück. Auch die Franzo¬ 
sen wichen in ihre alte Stellung an der Passarge zurück, und es 
erfolgte nun eine Ruhe von beinahe vier Monaten, während 
welcher beide Heere sich verstärkten. Das arme preußische Land 
litt fürchterlich unter der Last von so viel hunderttausend Kriegern. 
Napoleon betrieb in dieser Zeit sehr eifrig die Belagerung 
der starken Festung Danzig in seinem Rücken, des Schlüssels 
der Ostsee. In derselben befehligte der General Kalkreuth, und 
vertheidigte sie bis in den Mai; als aber jede Verbindung mit 
der See abgeschnitten und kein Entsatz zu hoffen war, übergab 
er sie am 24- Mai unter ehrenvollen Bedingungen. 
Nun erst, da der entscheidende Augenblick schon versäumt 
war, griffen die Russen und Preußen die Verschanzungen des 
französischen Heeres an der Passarge an. Sie fochten mit be- 
wundernswerther Tapferkeit; allein durch die 30,000 Mann, die 
Danzig belagert hatten , verstärkt, und durch ihre starken Schan¬ 
zen beschützt, hielten die Franzosen die Angriffe aus, und grif¬ 
fen darauf selbst an. In unaufhörlichen, blutigen Gefechten 
wurde am 5. bis 12. Juni gekämpft, und an diesem Tage er¬ 
folgte die entscheidende Schlacht bei Friedland. Von früh 
Morgens bis um Mitternacht dauerte der grimmige Kampf. Bis 
nach Mittag war der Sieg auf Seiten der Ruffen; sie freuten 
sich seiner und vergaßen die Wachsamkeit, die auch dem Sieger 
nöthig ist. Da langten am Nachmittage die Heerhaufen von 
Ney und Viktor und Napoleons Garden auf dem Schlachtfelde 
an und entschieden den blutigen Tag; die Russen wurden auf 
allen Seiten über den Allefluß zurückgeworfen, und wendeten 
sich nun gegen den Grenzfluß ihres Reiches, den N i e m e n. 
Am 19. Juni zog Napoleon in die Grenzstadt Tilsit ein, nach¬ 
dem sein Heer schon am 16. Königsberg besetzt hatte. 
Der Friede zu Tilsit den 7. und 9. Juli 1807. — 
Eine Zusammenkunft der beiden Kaiser aus Osten und aus We¬ 
sten auf dem großen Niemenflusse führte zu einem schnellen Frie¬ 
den, entschied über die Zerreißung des preußischen Staates; und 
bestimmte den Gang der europäischen Geschichte noch auf meh¬ 
rere Jahre hinaus. Napoleon, ein Meister im schlauen Mi߬ 
brauche des Wortes, wußte den Kaiser Alerander zu überreden, 
daß fein einziger Zweck der Friede des festen Landes sey, und 
daß er sich auf demselben nur ausdehne, um die Küsten gegen 
den Uebermuth der Engländer zu beschützen, damit endlich die 
Freiheit der Meere errungen werde. Auch nahm er den Schein 
an, daß er mit Rußland eine feste Freundschaft wünsche, damit 
beide vereint das Glück der Völker von Europa feststellen könn-
	        
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