Aeltere deutsche Geschichte.
Erster Zeitraum.
Don den älteren Seiten bis auf die Eroberungen
der Franken unter Klodwig. 4$^
1. Die Cimbern und Teutonen. 113 — 101
vor Christi Geburt.
Es war das hundert und dreizehnte Jahr vor Christi Geburt,
als ein wildes und unbekanntes Volk über die Donau herangezo¬
gen kam und an den Alpen erschien, da wo die Römer die Zu¬
gänge nach Italien bewachten. Noch in diesem Jahre schlugen
sie den römischen Cónsul, Papirius Carbo, der hier das
Heer befehligte, bei Noreja, in den Gebirgen des jetzigen Steier¬
mark. Carbo hatte stch treulos gegen sie bewiesen; auf ihr Ver¬
langen, mit ihm Freundschaft zu halten, hatte er ihnen falsche
Wegweiser gegeben, die sie auf längerem Wege in den Gebirgen
berumfübrten, während er auf kürzerem heranzog und sie überfiel.
Für dieses Unterfangen bestraften sie ihn, und er würde mit allen
den Seinigen umgekommen seyn, wenn ihm nicht ein schweres
Gewitter zur Flucht behülslich gewesen wäre.
Woher die furchtbaren Schaaren ursprünglich kamen, wußte
keiner; sie nannten sich, wie die Römer angeben, Cimbern und
Teutonen. Wenn wir die abgerissenen Nachrichten der Schrift¬
steller zusammenstellen, so ergiebt sich, daß die Cimbern schon
längere Zeit herumgezogen waren, schon mit mehreren Völkern,
namentlich den Bojern, gestritten hatten, und jetzt von der Donau
her an den römischen Gränzen erschienen. Ob sie als auf einer
Wanderung begriffene Völkerschaften zu betrachten sind, oder nür
als Kriegshaufen, welche auf Unternehmungen ausziehend, wie
späterhin suevische Krieger unter Ariovist, sich immer mehr zu
einer Volksschaar, mit Weibern und Kindern, bildeten, und nun
auch eines Vaterlandes bedurften, wo sie sich anbauen konnten,—
dieses Alles kann, bei dem Mangel bestimmter Zeugnisse, nicht