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Abraham a Sancta Llara
läuten und sie selber bleiben daraus; daß sie gar oft seynd wie die Zim¬
merleut des Noe, welche andern die Archen gebauet, daß sie sich sal-
vieret, und sie selbsten seynd zu Grund gangen: wann er die Wahrheit
sagt denen Soldaten, daß sie halsstarriger Meinung seynd, als feie ihr
Gewissen auch privilegirt, aber da heißt es privilegia Brieflügen: Die
Wahrheit dem Magistrat und den Obrigkeiten, daß sie gar oft seynd
wie ein Spitalsuppen, worauf wenig Augen: Die Wahrheit denen Mauth-
nern und Beambten, daß sie gar zu barmherzig seynd, nicht zwar in
Beherbergung der Fremdling, wohl aber des fremden Guts: Die Wahr¬
heit denen Zimmerleuten, daß man bei ihnen allzeit frische Span, aber
zugleich faule Gespan finde: Die Wahrheit denen Bäckern, daß sie gar
oft solche Lleut seynd, welche Mehl genug, aber zu wenig Teig zum
Semlen nehmen: Die Wahrheit denen Gärtnern, daß sie gar oft den
Garten säubern, aber das Gewissen lassen verwachsen und nichts meh-
rers pflanzen als das weinkräutel: Die Wahrheit denen Wirthen, daß
sie gar oft Rein-Wein für Rheinwein, Lugenberger für Luetenberger
ausgeben und öfters auch den Tuchscherern in die Arbeit greifen: Die
Wahrheit denen Bauern, daß sie sich zwar einfältig stellen, aber so einfältig
wie die Schweizerhosen, so hundert Falten Haben: Die Wahrheit denen
Rindern, daß sie denen jDassauer Klingen nicht nacharten, dero beste
j)rob ist, wenn sie sich biegen lassen usw., usw. wann dergestalten der
Prediger den Scharfhobel brauchen wird, wann er auf solche weis wird
die Wahrheit reden, so bringt ihm solches Reden Rödern, so bringen
ihm solche Wörter Schwerter, so bringt ihm solches Sagen Rlagen:
inimicus factus sum dicens, er verfeindt sich allenthalben.
Abraham a Sancta Llara.