Full text: Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus

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stört, Tausende flüchteten sich vor ihm in die Lagunen 
des adriatischen Meers, und gründeten daselbst Vene¬ 
dig; aber Bischof Leo und reiche Geschenke brachten 
Ättila vom Zuge gegen Rom ab, und bald hernach 
(453) starb er in Ungarn, und wurde unter kriegeri¬ 
schen Spielen und Gesängen begraben; die ihn begraben 
aber, wurden erschlagen, damit niemand verrathe, wo 
der große Hunnenheld ruhe. Sein Reich zerfiel. Die 
unterjochten Ostgothen, Gepiden, Avaren, Longobarden 
traten zur Freiheit zurück. Aetius wurde aber von 
seinem mistrauischen Kaiser erstochen. 
Die letzten 21 Jahre des weströmischen Reichs zah¬ 
len noch Q Imperatoren. Ums Jahr 455 brach Gen- 
serich nach Italien herüber, und, gleichsam von den 
Manen der alten Karthager begleitet, plünderte er 
Rom furchtbar aus. Vorzüglich waren die Ausländer 
im römischen Solde, die letzte Stütze des Reiches, ein 
Ricimer, ein Gundobald, Orestes, die den Thron 
nach Willkür besetzten. Letzterer gab ihn 475 seinem 
eigenen Sohne Romulus Augustulus, den aber 
der Befehlshaber der in der kaiserlichen Leibwache die¬ 
nenden Heruler , Rugier^ Sciren, .Tur.cilinger^ ^) d o- 
aker in Pavia belagerte, bis er sich freiwillig ergab 
und den Purpur niederlegte, 476 n. Chr. Odoaker (dem 
srommen Krieger hatte es der heilige Severin in Baiern 
wohl vorausgesagt) nannte sich sofort König von Ita¬ 
lien, und regierte 14 Jahre. Die Reihe der Kaiser 
war zu Ende; 1220 I. hatte das römische Reich ge¬ 
dauert, und die Deutung des alten Auguriums von 
den 12 Schicksalsvögeln, daß Rom 6 Jahrhunderte 
wachsen, 6 Jahrhunderte sinken werde, war erfüllt. 
Mit einem Romulus begann und hörte auch das Reich 
auf, so wie Constantinopel durch einen Constantin ge¬ 
gründet, und durch Mew Constantin 1453 wieder ver¬ 
loren wurde. (Die Geschichte des oströmischen oder 
griechischen Reiches bietet nichts weltgeschichtliches bis 
zum Schluffe dieses Zeitraums dar.) 
So war gekommen, ^was kommen mußte. Der 
Coloß war von außen nur darum so leicht zu erschüt¬ 
tern und umzustürzen gewesen, weil der Grund, auf 
dem er stand jUnl> jeder Staat steht, weil Redlichkeit,
	        
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