Full text: Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen

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In den »leisten Städten war ursprünglich eine Aristokratie; sie bestand 
in der Regel aus den Urbürgern der Stadt, die sich vielmal nur noch in weni¬ 
gen Familien erhalten hatten, so daß oft wenige Geschlechter im Besitz der Re¬ 
gierung waren; die anderen Bürger aber, die Nachkommen der später Einge¬ 
sessenen, oft zehn und zwanzigmal zahlreicher als jene Geschlechter, wurden 
am Ende unzufrieden über die Bevorrechteten und es kam zu Reibungen, oft 
zu bllltigen Aufständen. Die Handwerker trugen fast überall den Sieg davon; 
sie waren nämlich in Zünfte und Innungen vereinigt, hatten ihre Anführer, 
die Zunftmeister, waren wohl bewaffnet und kriegerisch, wie hätten ihnen die 
Patrizier in die Länge die Spitze bieten können? Die Häuser der alten Städte 
waren unansehnlich, die Straßen eng und krumm, ungepstastert und Schweine 
und Geflügel tummelten sich auf ihnen herum; wie die Bürger aber wohl¬ 
habender wurden, bauten sie auch schöner, pflasterten die Straßen (in Deutsch¬ 
land meistens erst im löten und 16ten Jahrhundert) und stifteten manch schö¬ 
nes und gemeinnütziges Werk; doch fällt die höchste Blüthe der Städte in den 
kommenden Zeitralim. 
Die Münster. 
Die christliche Kunst. 
In den alten Städten Deutschlands ragen hoch über Mauern, Wälle und 
die Wohnungen die altersgrauen Münster empor, die hehren Denkmale der 
großen Vorzeit, an denen wir staunend hinaufblicken, indem wir kaum wissen, 
was wir mehr bewundern sollen, ob die gewaltige Größe des Baus oder die 
Kunst und Zierlichkeit der einzelnen Theile. Diese Baukunst wird die gothische 
genannt, sie sollte aber die deutsche heißen, da sie in unserm Vaterlande aus¬ 
gebildet worden ist. Ein solcher christlicher Dom hat nicht die entfernteste 
Aehnlichkeit mit einem der schönen Tempel der Griechen. Unter unserem Him¬ 
mel , wo so oft der Sturm den Regen und Schnee jagt, konnten keine Säulen¬ 
hallen das Dach des Tempels wagen, da mußten Mauern das Innere schützen 
und das Sonnenlicht dasselbe durch Fenster erleuchten. Das Kirchendach 
selbst durfte nicht beinahe flach sein, wie das der alten Tempel, sonst hätten es die 
Schneemasseu des Winters zusammengedrückt, es mußte deswegen spitz zulaufen
	        
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