Full text: Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen

7 
Zerstreuung und Verwilderung der Menschen. 
Von neuen! verbreitete sich unser Geschlecht über die Erde, indem dir 
einzelnen Stämme der untergehenden Sonne folgten, oder der ausgehenden 
entgegenzogen, over gegen den Mittag oder Mitternacht wanderten. Die 
einen kamen in unermeßliche Ebenen und weideten dort Heerden, während 
die andern an den Gestaden des Meeres sich niederließen, bald mit diesem 
mächtigen Elemente vertraut wurden und dessen Erzeugnisse ernten lernten: 
wieder andere fanden fruchtbares Gelände und bauten den Acker, wogegen 
andere in das Dickicht der Wälder eindrangen, in den Aufenthalt des Wil¬ 
des, das sie als Jäger erlegten. Alle nahmen mit sich die Erkenntniß des 
einen Gottes, des Herrschers über Himmel und Erde, des Vaters der 
Menschen; sie wußten, daß sie zu einer Familie gehören und Brüder seien; 
es begleitete sie auch die Erinnerung an die Strafgerichte Gottes, denn, 
wie oben gesagt, selbst der Wilde in Afrika und Anrerika weiß von der 
Sündslnth zu erzählen. Hätten nur die Stänime und Familien der wan- 
dernden und ansäßigen Menschen treulich im Gedächtnisse bewahrt, was ihnen 
durch den Mund der Väter überliefert wurde. Aber indem sie im Schweiße 
des Angesichtes den Acker bauten oder das Wild verfolgten, indeni sie in 
Lust und Freude die Frucht des Feldes oder die Beute der Jagd genoßen, 
vergaßen sie, was ihnen der Mund der Vater über Gott und seine Werke 
verkündigt hatten; viele Stämme verloren ihr bestes Erbtheil, die Erkennt¬ 
niß des einigen Gottes, gänzlich, andere beinahe, und nur wenige bewahr- 
ten sie treu als ein Heiligthum. Es ging dein Menschen wie einem Sohne, 
deni seine Eltern die besten Lehren und Ermahnungen geben, wenn er das 
väterliche Haus verlassend in die Fremde wandert; aber er vergißt dieselben bald 
über Mühsal und Entbehrung und ein anderes Mal im Taumel der 
Freude. 
Die Erkenntniß Gottes ist für den Geist des Menschen, was das 
Sonnenlicht für dessen Augen; wie ein Mensch, der durch das nächtliche 
Dunkel wandelt, furchtsam umherirrt und wunderbare Gestalten stch regen 
sieht und Busch und Baum für Thiere anschaut und sic scheuet: so irrten 
auch und irren noch auf dem dunkeln Lebenswege die Völker, welchen die 
Gotteserkenntniß nicht leuchtet. In Blitz und Donnerschlag, im Brausen 
des Sturms, im Tosen des Meeres und des Stromfalls erkennt der Wilde
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.