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daß Friedrich einen geordneten Rückzug bewerkstelligen konnte; doch hatte er
9000 Mann, 200 Kanonen und das Lager verloren. Ersatz für diesen Verlust
gab der glänzende Sieg des Herzogs von Braunschweig, den dieser bei Minden
über die weit zahlreichern Franzosen erfocht. Doch sollte der König noch harte
Proben bestehen. Während er gegen die Oestreicher das Feld hielt, waren die
Russen vorgedrungen und hatten das kleine Heer des Generals Wedel bei Kay
geschlagen. Nun eilte der König selbst herbei und abermals sollte der Feind nicht
bloß geschlagen, sondern vernichtet werden. Den 12. Aug. 1759 lieferte Friedrich
bei Kunersdorf die unselige Schlacht; seine Preußen nahmen eineBatterie nach der
andern, der eine Flügel der Rußen war geschlagen, als es Abend wurde und seine Ge¬
nerale ihm riethen die Schlacht abzubrechen. Allein der König wollte nichts
hören; nun sollten die ermatteten Preußen den Spitzberg erstürmen, eine steile,
mit Kanonen gespickte Sandhöhe; sie wurden niedergeschmettert, alle Anstren¬
gung war vergebens und gerade setzt brach Genaral Laudon mit 20,000 Oestrei-
chern hervor, die noch gar nicht im Gefecht gewesen waren. Dieser Angriff brachte
die Preußen in Unordnung, welche bald zur wilden Flucht wurde. Der König
war einer der letzten aus dem Schlachtselde, nur 100 Husaren unter dem Major
von Prittwiz begleiteten ihn und brachten ihn glücklich durch die Feinde. Aber
den Tag nach der Schlacht hatte Friedrich nur 4000 Mann bei einander; die
andern lagen auf dem Schlachtselde (unter ihnen der Dichter Kleist), oder waren
zersprengt; er selbst glaubte alles verloren. Doch die Russen verfolgten ihn nicht,
und dem unermüdlichen König gelang es sein Heer zu sammeln und durch neue
Werbungen zu ergänzen. Doch verlor er wieder 20000 Mann, welche unter
General Fink bei Maren gefangen wurden (der Finkenfaug von den Wienern
genannt) und seine Kassen waren so erschöpft, daß er schlechtes Geld schlagen
mußte. Auch im Jahre 1760 war Friedrich unglücklich; Laudon vernichtete
8000 Mann unter Fouguet bei Landshut, eroberte die wichtige Festung Glaz
und belagerte Breslau. Da eilte Friedrich herbei, siegte über Laudon bei Lieg¬
nitz und den 3. November 1860 über das östreichische Haupthecr in der blutigen
Schlacht von Torgau; der fromme General Ziethen entschied den Sieg, indem
er noch bei Nacht verschanzte Anhöhen wegnahm. Doch hielt sich der König
im folgenden Jahre nur mit Mühe, denn seine Siege selbst kosteten viele Leute,
und am Ende wäre er doch noch unterlegen, als ihm ein glückliches Ereigniß
unerwartete Hilfe brachte.