Full text: Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien

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Dritter Zeitraum. 
derlage; 5ft,ooo Mann wurden größtentheils nieder gemacht, unter 
ihnen Aemilius Paulus,- schon erwartete man in Rom Hannibal 
vor den Thoren zu erblicken. Doch eigene starke Verluste, Man¬ 
gel an Belagerungswerkzeugen, (denn nicht einmal das unbedeuten¬ 
de Spoletum hatte er nehmen können;) der ungebeugte Muth des 
Senats, vielleicht die Erinnerung an des Pyrrhus fruchtloses Vor¬ 
rücken gegen die Hauptstadt, endlich die Hoffnung durch den im¬ 
mer zunehmenden Abfall der Nationen Roms Auflösung zu be¬ 
wirken , bestimmten Hannibal seinen ermatteten Truppen Ruhe 
und Erholung in dem reichen und üppigen Capua zu gönnen, in¬ 
zwischen meinte er auch Verstärkung aus Carthago zu erhalten. 
Diese Erwartung scheiterte durch ein römisches Heer in Spanien, 
unter den-zwei Brüdern Publ. Eornel. und Enej. Scipio, 
welche ein von Asdrubal geführtes Verstarkungsheer bei Ibera 
und Illiberis aufrieben. Hannibal sah sich auf einen Vertheidi- 
2is gungskrieg beschrankt, denn zwei auswärtige Bündnisse, mit Hie- 
. eh. ronymus, dem Nachfolger des Königs Hiero, in Sicilien, und mit 
Philipp 1!?., König von Macedonien, blieben ohne Frucht, weil 
214 ersterer durch Meuchelmord umkam, und letzterer durch ein römisches 
Kriegsheer in Jllyrien beschäftigt wurde. Das Glück floh fortan den 
carthagischen Helden. Bci Nola, bei Beneventum geschlagen, verbreitete 
211 er durch plötzliches Vordringen gegen Rom nur einen vorüberge¬ 
henden Schrecken; Capua ging verloren, Sicilien ward von Mar¬ 
cellus genommen; durch die Niederlage und den Tod seines Bru- 
dets Asdrubal bei Sena, brach seine letzte Stütze, denn auch 
sein anderer Bruder Mago, der mit Truppen in Ligurien gelan¬ 
det war, konnte nicht zu ihm stoßen. Die beiden Scipioncn fan¬ 
den ihren Tod in Spanien in hitzigen Gefechten; da erbot sich 
der 24jahrige Publ. Eornel. Scipio den Tod seines Vaters 
und Oheims zu rachen, und vom Senate an ihre Stelle gesandt, 
205 rechtfertigte er die getroffene Wahl, denn mit der Eroberung von 
Kadix vollendete er die Unterwerfung des südlichen Spaniens mehr 
durch herablassende Milde, als durch die Gewalt der Waffen. 
204 Man schickte ihn hierauf als Pcoconsul nach Sicilien, mit der Er- 
laubniß nach Afrika überzugxhen, wenn es vortheil- 
haft schiene. Ohne Widerstand landete er an der dortigen 
Küste und die bedrängten Carthager beriefen Hannibal, ihren letz¬ 
ten Hort, aus Italien. Mit Thronen im Auge sah er Italiens 
Küsten von seinem Schiffe aus in Nebel zurück schwinden und zu¬ 
gleich die Frucht löjahriger Anstrengungen, landete in Carthago 
202 und lieferte mit ahnungsvoller Seele die Schlacht bei Zama. 
Ec unterlag dem jüngern und glücklichem Nebenbuhler, Carthago 
aber mußte in einem harten Frieden seine politische Vernichtung 
unterzeichnen. Es wurde einzig und allein auf sein Gebiet in 
Afrika beschrankt, hatte alle genommene römische Schiffe und Gü¬ 
ter zu ersetzen, alle Gefangene ohne Lösegeld, so wie alle Ueber-
	        
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