Full text: Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien

Deutsche Kaiser aus verschiedenen Häusern. 263 
noch übecdieß ctnc Vermählung zwischen ihm und Margarethe 
Maultasche, der Erbin von Tyröl, zu Stande, jedoch weckte 
ersteres die Eifersucht Frankreichs, das zweite den Neid des lu¬ 
xemburgisch-böhmischen und letzteres den des herzoglich-ösireichi- 
schm Hauses. Die Unzufriedenheit über des Kaisers Regierung 
stieg auch in Deutschland so hoch, daß man in dem Könige von 
Böhmen, Karl, einen Gegenkönig wider ihn aufstellte, und so U46 
ward der Tod für Ludwig den Baier ein wohlthatiger Befreier 
von mannichfachen Widerwärtigkeiten. Ec war der letzte Kaiser, 
über welchen der päpstliche Bann ausgesprochen worden. 1347 
Karl IV. behauptete sich wider den Gegenkönig Graf Güm 1347 
ther von Schwarzburg, und blieb nach dessen baldigem Ab- 7S 
sterben unangefochten. Eine sorgfältige Erziehung machte Karl IV. ^ iL 
den Wissenschaften geneigt, und für Böhmen war ec ein sorgsa¬ 
mer Regent; doch gegen die größern Angelegenheiten des deutschen 
Reichs bewies er eine verderbliche Gleichgültigkeit. Viele Unglücks¬ 
falle trafen selbiges. Schwarme von Heuschrecken vernichteten al¬ 
le Pflanzungen; eine schreckliche Hungersnoth folgte; Erdbeben 
verwüsteten Gebäude und Städte; eine pestartige Krankheit, der 
schwarze Tod genannt, verbreitete sich beinahe über ganz Eu¬ 
ropa. Ruchlosigkeit und Schwärmerei erhoben sich; man metzelte 
die Juden nieder, unter dem Vorgeben, sie haben die Brunnen 
vergiftet, und die Sekte der Flagellanten oder Geißler 
trieb in öffentlichen Umzügen, wo sich die Theilnchmer oft bis auf 
den Tod zerfleischten, den Unfug bis zum Wahnsinn. Zur Förde¬ 
rung wissenschaftlicher Bestrebungen gründete Karl IV. zu Prag 
die erste Universität nach dem Muster der Pariser. Durch 1343 
die g 0 l d e n e B u l l e wurde den sieben Churfürsten von Mainz, 
Trier, Köln, Böhmen, Pfalz, Sachsen und Bran¬ 
denburg das Recht, den König zu wählen, gesetzlich zuge- lssti 
standen, und das Recht der Erstgeburt, so wie die Unthei l- 
barkeit der Lander bei den vier weltlichen Churfürsten ausge¬ 
sprochen. Auch Karl verstand die Kunst der Vergrößerung auf 
dem Wege der Unterhandlung. Er verband Schlesien und di5 
Lau sitzen mit Böhmen und erwarb die Mark Brandenburg 
durch Ankauf. Seinen Schatz zu bereichern ertheilte er Standes¬ 
erhöhungen für Geld und der Briefadel wurde jetzt gewöhnlich. 
Der Gebrauch des Schießpulvers kommt vor in dieser Zeit, 
und die Hansa erreichte ihre höchste Blüte. 
W en c es laus, Karls ältester Sohn, gelangte als ein 17- 1373 
jähriger Jüngling zur Regierung. Von mittelmäßigen Fähigkei- - 
ten und unstetem, launenhaftem Charakter beurkundete er seine Unfa- """ 
higkeit sehr bald durch die grenzenlose Verwirrung der geistlichen " 2 
und weltlichen Angelegenheiten. Zwei Päpste, der eine zu Rom, 
der andere zu Avignon, gaben der Christenheit Aergerniß, und das 
wieder überhand nehmende Faustrech erzeugte Vrrbrüd-erungen
	        
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