Full text: Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien

Deutschland. Karl V. 
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Deutschlands Angelegenheiten führe, und in Nürnberg schütz izzr 
er den Reliqionsfrieden, nach welchem, bis auf ein künftig 
zu haltendes Concilium, niemand den andern des Glaubens wegen 
anfechten solle. Kühn schien des Landgrafen Philipp von Hessen 
Wagnis, als er den Herzog Ulrich von Würtemberg unter¬ 
stützte, dessen Land der Schwäbische Bund an den Kaiser ab¬ 
getreten harte, der es seinem Bruder Ferdinand mit den östreichi- 
schen Erblanden verliehen. Mit 20,000 Mann brach Philipp in 
Würtemberg ein, vertrieb den kaiserlichen Statthalter und gab das 
eroberte Land seinem rechtmäßigen Eigenthümer, Ulrich, zurück. 1*3« 
Der Kaiser und Ferdinand verschmerzten diesen Gewaltstreich we¬ 
gen des Dranges der Umstande und bestätigten in dem Kada- 
ner Frieden dem Herzoge den Besitz seines Landes als ein öst- 
reichisches Afterlehn, 1534. In derselben Zeit hatte auch Luther 
die deutsche Uebersetzung der Bibel vollendet zur mächti¬ 
gen Förderung der Reformation. Aber auch die Schwärmerei er¬ 
hob ihr Haupt nochmals. Die Grundsätze Thomas Münzers 
lebten in der Sekte der W ie d e rt a u fe r, vornehmlich in Holland, 
fort. Einer ihrer Sendlinge, Namens Johann Bockhold 
aus Leiden, auch Johann von Leiden, oder Schneiderkö- 
nig genannt, kam nach Münster, predigte daselbst Freiheit und 1533 
Gemeinschaft der Güter, gewann dadurch den Pöbel, stürzte die 
bestehende Ordnung der Dinge um, verübte die empörendsten Greuel, 
und ward nur mit Mühe ergriffen und nebst den ärgsten seiner 
Mordgesellen, Krechting und seinem Scharfrichter Knipper¬ 
dollin g, hingerichtet. 
Nach dem Beispiele der heldenmüthkgen Hohenstaufen be¬ 
schloß auch Karl V. einen Zug gegen die Ungläubigen, nur waren 
Zweck und Veranlaffung verschieden. Ein kühner Seeräuber, Ha« 
radin oder Horuc Barbarossa, aus Lesbos gebürtig, war 
mit Hülfe des Sultans Solimán Beherrscher von Algier und 
Tunis geworden, und verbreitete seine Räubereien vom Mittel¬ 
meere bis auf die spanischen Küsten. Pflicht und Ehre trieben 
den Kaiser solchen Freveln zu steuern. 30,000 Mann, worunter 
8000 Deutsche unter dem Grafen Mar von Eberstein, wurden 
auf 500 Fahrzeugen an die Küste von Tunis getragen. Do- "35 
ria befehligte die Flotte, Karl, nebst dem Marchese del Vasto 
das Heer. Der vollständigste Sieg krönte das Unternehmen; 
22,000 Christensclaven wurden frei, den vertriebenen Herrscher von 
Tunis, Haseen, setzte Karl wieder ein, unter dem Verbote des 
Menschenraubes; auch legte er eine Besatzung in die Festung Go¬ 
leta; Haradin Barbarossa hatte sich nach Algier geflüchtet. Alle 
Lande nannten Karls Namen mit Bewunderung. 
Zum dritten Male brach der Krieg mit Frankreich aus, 
da Franz I. nach dem Absterben des Herzogs von Mailand, Franz 
Sforza, seine Ansprüche auf dieses Herzogthum erneuerte. Unein-
	        
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