Full text: Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien

Neunter Zeitraum. 
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nur, 1632, sondern in dem Frieden zu Miasma, 1634, sah 
sich der Czar noch genöchigt allen Ansprüchen auf Liefland, Esth- 
tand und Curland zu entsagen. Im Ganzen erholte sich Rußland 
unter Michaels Regierung von seinen frühem Leiden. Sein Sohn 
Alex ei ward sein Nachfolger. Obgleich friedliebend man- 
sss gelten ihm Kraft und Thätigkeit nicht. Drückende Bevorrechtungen 
erregten einen heftigen Volksaufstand in Moskau, den der Czar 
mit Mühe dampfte. Der Uebertritt einer Kofakenbevölkerung von 
lü-js polnischen zur rusiischen Oberherrschaft verwickelte ihn mit Polen 
in einen Krieg, durch welchen ec aber die früher verlorenen Städte 
1050 Kiew, Smolensk, Tschernigow und Nordnowgorod wieder gewann. ' 
Zur Begünstigung der Schifffahrt rief er holländische Schiffsbau¬ 
meister in sein Land und David Butler erbauete ihm das 
erste Kriegsschiff auf dem schwarzen Meere. Kamtschatka wurde 
durch einen Kosaken, De sch new, entdeckt. In zweiter Ehe ver¬ 
mählte sich Alexei mit Maria Narischkin, welche die Mut- 
ich2 ter Peters des Großen ward. 
Fe odor III. übernahm die Regierung nach dem Tode sei- 
^ nes Vaters. Der Geist der Milde und der Gesittung belebte den 
~~ etwas schwächlichen Dionarchen. Zum ersten Male gerketh Ru߬ 
land mit der Türkei in Krieg, da sich ein Kosakenstamm von 
dem türkischen unter russischen Schutz begab. In einem 20jähri- 
gen Waffenstillestande zu Radzin leistete die Pforte auf die 
raüu Ukraine Verzicht. Um den Rangstreitigkeiten unter den 
Bojaren ein Ende zu machen, ließ der Czar alle Stamm¬ 
listen verbrennen und errichtete sodann einen neuen hohen und 
niedern Adel. Feodor III. starb kinderlos, darum folgte ihm 
^ sein Stiefbruder 
Mr, Peter da dieser aber erst zehn Jahre alt und sein älte- 
~ rer Bruder Iwan geistesschwach war, so übernahm seine Schwe- 
ster Sophia die Regentschaft. Iwan starb 1698. Durch den 
Umgang mit Ausländern, insonderheit mit einem Genfer leF o r t, 
entwickelte sich der Feuergeist, welcher in Peter loderte. 
u,8s Nicht lange ertrug er den Ehrgeiz Sophia's, sondern verbannte sie 
in ein Kloster und regierte nach eigenem Willen. Die Errichtung 
einer neuen Garde und die Erbauung einer Flotte beschäftigten 
.ferne ganze Thatigkeit. Endlich faßte er den großartigen Entschluß 
fremde Länder zu bereisen, dort zu erlernen, um der Lehrer seines 
1097 Volks zu werden. Vor seiner Abreise entdeckte und bestrafte er 
eine Verschwörung unter den Strelizen, die gegen sein Leben ge¬ 
richtet war, besuchte dann Holland, England, Wien, von wo ec 
nach Italien gehen wollte; allein die Nachricht von einer Empö¬ 
rung der Strelitzen, durch Sophia veranlaßt, rief ihn in seine 
los« Staaten zurück. Er verhing ein fürchterliches Blutbad über die 
1700 Schuldigen und löste diese meuterische Truppe ganz auf. Ein 
20jahriger Kampf gegen Schweden erfüllte die letzten Jahrzehnte
	        
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