Königreich beider Sicilien. 475
aufs neue mit Neapel unter öftreichischer Oberhoheit verband, den
Herzog von Savoien aber durch Sardinien und den Königstitel
von letzterem Lande entschädigte. Die Königin von Spanien er¬
langte für einen ihrer Söhne die Anwartschaft auf die zu erledi¬
genden Lande Toskana, Parma und Piacenza. Der Tod des
Herzogs Anton von Parma und P iacenza setzte demnach
den Jnfanten Don Kariös in den Besitz seiner Lande, obschon
der Kaiser eine spanische Macht ungern in Italien wurzeln sah.
Sein Mißtrauen ward gerechtfertigt beim Ausbruche des polni¬
schen Krieges nach dem Ableben Augusts II., wo Frankreich zu
Gunsten des entthronten Stanislaus Lesczinsky die Waffen ergriff
und Spanien, vermöge des bourbonischen Familienvertcags, selbi¬
gem beitrat. Ein spanisches Heer besetzte Neapel, bald daraus
auch Sicilien, behauptete sich, und der Kaiser Karl VI. be¬
willigte in dem Wiener Frieden, für die Genehmigung der prag¬
matischen Sanktion, seines Lieblingsplans, die Abtretung
des Königreichs beider Sicilien gegen die geringe Entschädigung
von Parma und Piacenza, und so gelangte mit Karl III., dem
Sohne Philipps V., Königs von Spanien, das spanisch-
bourbonische Haus auf den neapolitanischen Thron, unter
der ausdrücklichen Bedingung jedoch, daß beide Kronen nie verei¬
nigt werden sollten. Karl nahm sich der innern Angelegenheiten
seines Reichs an; verordnete eine gleichmäßigere Besteuerung;
verminderte die Abgaben und rüstete Schiffe aus zum Schutze
der Küsten gegen die Seeräuber. Wegen seiner Verwandtschaft
mit Spanien nahm Karl an dem östreichischen Erbfolge-
kriege Theil, indem er 12,000 Mann unter dem General Ka-
stropignano zu einer spanischen Armee unter dem Herzoge von Mon?
temar stoßen ließ, welcher Mailand erobern sollte. Dem östreichi¬
schen General Traun ward es leicht, den verzagten Gegner aus
dem Felde zu schlagen, und eine englische Flotte, welche von dem
Comodore Martin befehligt vor Neapel erschien, nöthigte den Kö¬
nig zur Neutralität. Als sich jedoch die Oestreichec in der Ver¬
folgung der Spanier seinen Grenzen näherten, griff er wieder zu
den Waffen und vereinigte sich mit den Spaniern, ohne glücklicher
als früher zu seyn. Mangel und Krankheiten entfernten darauf
den Feind von selbst, Karl vermied ihn zu verfolgen, der Friede zu
Aachen gab auch ihm die gewünschte Ruhe wieder, sein Bruder
Philipp erhielt durch denselben die Herzogtümer Parma und Pia¬
cenza, und so ging der Wunsch ihrer Mutter, der Königin Elisa¬
beth, ihren Söhnen aus den verlorenen italienischen Besitzungen
Reiche zu erwerben, in eine vollständige Erfüllung. Die Haupt¬
stadt Neapel verdankt Karl III. einen großen Theil ihrer Verschö¬
nerungen; die seit 1711 durch einen Prinzen von Elboeuf ver-
anlaßten Nachgrabungen des verschütteten Herculanum und Pom¬
peji ließ er fleißig fortsetzen und die treffliche Wasserleitung von
1731
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1734
dk» 18.
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— 69
=- 24
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