26
Erster Zeitraum.
in ihren Spinnereien und Webereien; Pferde lieferten Armenien,
Sklaven und Kupfergeschirr die kaukasischen Lander.
Die Phönicier, einzig und allein mit friedlichen Gewerben
beschäftigt, dachten nie auf Eroberungen, unterhielten auch in den
ersten Jahrhunderten, wo sie ohne Nebenbuhler waren, keine Trup¬
pen, und als sie deren später bedurften, bedienten sie sich gemietheter
Soldaten, denn der Kriegerstand wurde von ihnen weder geliebt
noch geachtet.
In Phönickens blühendsten Perioden werden auch Könige
erwähnt, freilich nur gelegentlich und in Beziehung auf andere
Völker. Hiram, der Sohn Abibals, schloß mit dem erorbernden
looo Könige David und dessen rechtliebendem Sohne Salomo Freund-
v eh.schüfts- und Handelsbündnifse. Sechs Nachfolger kommen nur
dem Namen nach vor, ohne Angabe ihres Wirkens; sie heißen B a-
leazar, Abdastartus, ein Ungenannter, Asta r tus, Ase-
ry m us und P ho les. Nach einer, wenig glaublichen, Sym¬
metrie soll jeder von ihnen 12 Jahre geherrscht haben. Der näch¬
ste Beherrscher von Sidon und Tyrus war Ith o bal, in der
Bibel Ethbaal, der Vater der abgöttischen Jsebel, Ahabs Gat¬
tin. Er bauete mehrere Städte in Phönicien. Badezar folgte
ihm, und diesem Matgenus oder Mettinus, der Vater der
Wo Dido, Anna, des Pygmalion und des Barka. Vor den
». eh. verräterischen Anschlägen des habsüchtigen Pygmalion, der bereits
ihren Gemahl Sichäus, gemordet, mußte Dido fliehen, was die
Gründung von Carthago veranlaßt.
Als jedoch die umwohnenden Völker an Macht und Bildung
888 zunahmen, sank Phöniciens, des reichen aber unbewehrten Länd-
v. eh. chens, Wohlstand. Nebu cadnezar zerstörte Sidon und nahm
Tyrus nach IZjähriger Belagerung. Die Tyrier flüchteten jedoch
ooo größten Theils und erbauten auf einer der Küste nahe gelegenen
v.Ch. Insel, Neu-Tyrus. In Alt-Tyrus herrschte Baal als Va¬
sall des babylonischen Reichs, in dem Jnselstaate aber erwählte
man Suffeten, vom Volke, jedoch nicht auf Lebenszeit, er¬
nannte Obrigkeiten. Nach 7 Jahren kehrte die Monarchie wieder,
Bala tor, Merba l und Hiram regierten als Könige, doch un¬
ter babylonischer Oberhoheit. Der Gründer des persischen Reichs
aber, Eyrus, verwandelte Phönicien in eine Provinz seines un-
zgz ermeßlichen Staats. Jndeß scheint eine königliche Schattenregie-
v. eh. rung noch fortbestanden zu haben, denn in der Schlacht bei Sala¬
mis werden Mapen, König von Tyrus, und Tetramnestus,
König von Sidon, erwähnt, welche dem Perserkönige Terxes mit
ihren Flotten beistanden. Ein Versuch zur Zerbrechung des per-
480 stschen Jochs, welchen Tennes, König von Sidon, gegen Artaxer-
a. eh. xes Ochus wagte, schlug zu seinem Verderben aus, und Sidon er¬
litt eine fürchterliche Verwüstung. Tyrus erhob sich dagegen zu
einem blühenden Wohlstände, und so fand es Alexander der Große nach