Full text: Die Wiedertäufer in Münster (5)

Erstes Kapitel. 
Eine unwillkommene Botschaft. 
Mm die Osterzeit des Jahres 1533 war auf der Land- 
straße, die von Leipzig nach Wittenberg führte, ein 
reges Leben. Mehrere hochbepackte Frachtwagen, begleitet 
von einigen bewaffneten Dienern, zogen schwerfällig da¬ 
hin. Vor jeden Wagen waren vier starke Pferde ge¬ 
spannt, aber dennoch sah man, daß diese Mühe hatten, 
die schwere Ladung fortzubewegen. Die Straße war 
schlecht, und trotz der fast einen Fuß breiten Radreifen 
sanken die Räder oft tief in den vom Regen aufgeweich¬ 
ten Boden, so daß die Fahrt nur langsam weiter ging, 
und die Fuhrleute, die neben den Pferden gingen, oft 
genug von ihren langen Peitschen Gebrauch machen mu߬ 
ten, um die ermüdeten Tiere zu einer schnelleren Gangart 
anzutreiben. Die Wagen waren überspannt mit dicker, 
ölgetränkter Leinwand, um den Regen zu verhindern, 
durchzudringen und die unter diesen „Planlaken" liegen¬ 
den Waren zu beschädigen. 
In geringer Entfernung hinter den Fuhrwerken 
ritten zwei Männer in der Tracht der bürgerlichen Patri¬ 
zier der damaligen Zeit. Der ältere von den beiden war 
ein Mann von etwa 50 Jahren, mit schon leicht er¬ 
grautem Haupthaar und einem frischen, roten Gesichte; 
der jüngere war ein Jüngling, dessen Alter man auf 
etwa 24 Jahre schätzen mochte. Ihre schönen, stolzen 
Pferde waren prächtig gezäumt, das Sattelzeug war mit 
Silber beschlagen, und ein Paar prunkvoll gearbeitete 
Pistolen, die sie kürzlich in Leipzig erstanden hatten, 
Siemann, Die Wiedertäufer in Münster. 1
	        
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