Türkei und Griechenland. ¿33
5. Juni. Endlich schritten England, Rußland und Frankreich nach
einem geschloffenen Vertrage den 6. Juli 1827 in die griechi¬
schen Angelegenheiten ein, und sendeten zu diesem Ende Flotten,
unter dem englischen Admirale Co drington, dem französischen
de Rigny und dem ruffischen von Heyden, nach dem Mittel-
meere, Ibrahim zur Räumung des Peloponneses zu bewegen,
auch das Auslaufen der türkischen Flotte zu verhindern, ohne je¬
doch feind selige Maßregeln anzuwenden! Mit starker
Faust hatte inzwischen der Sultan das Corps der meuterischen
Janitscharen ausgelöst den 15. Juni 1826, indem er deren we¬
nigstens 15,000 niedermetzeln ließ, und eine neue, europäisch ge¬
bildete Truppe an ihre Stelle gesetzt. In dem geräumigen Hafen
von Navarin lagen die drei vereinigten Geschwader der türkisch-
ägyptischen Flotte gegen über. Ein von den Türken abgefeuertec
Pistolenschuß veranlaßte eine blutige Schlacht bet\ 20. Oct. 1827,
in welcher der größte Theil der muselmännischen Flotte zerstört
ward. Nur mit Rußland und der Pforte brach hierauf der Krieg
aus (s. §. 93.), England und Frankreich blieben fortwährend mit
selbiger in Frieden. Der Graf Cap o d'Jstria, ehemals russi¬
scher Minister, ward Präsident der griechischen Regierung den
14. April 1827 und bemühete sich, ihr eine bestimmte Form zu
verleihen. Durch auswärtige Hülfsgeldec unterstützt ordnete ec
das Militaic -, See - und Verwaltungswesen. Um die geforderte
Räumung Morea's zu bewirken, landete den 30. Aug. 1828 eine
französische Flotte mit einem Truppencorps unter dem General
Maison am Bord, der sich in dem Meerbusen von Kalamate
ausschiffke. Ohne Feindseligkeiten zu veranlassen, räumte Ibrahim
die festen Plätze, ging mit seinen Truppen unter Segel und die
Franzosen besetzten Navarin, Modon, Koron und Patras.
Doch die Strenge, mit welcher der Präsident verfuhr, viel¬
leicht mehr noch der Argwohn, daß er ins Geheim an Rußland
halte, weckten Haß und Parteiungen gegen ihn, daher verschwuren
sich die Brüder M a u r o m i ch a l i s wider sein Leben, deren einer ihm
das Haupt durch einen Pistolenschuß zu Nauplia zerschmetterte,
den 9. Oct. 1831. Der Bruder des Ermordeten übernahm pro¬
visorisch die Regierung, aber der Aufruhr regte sich im Innern.
Durch Zustimmung der auswärtigen Mächte ist endlich in dem
Sohne des Königs Ludwig von Baiern, in dem Prinzen Otto,
geboren 1815, ein König von Griechenland gewählt wor- 1832
den; er rüstet sich zur Abreise nach seinem neuen Reiche, wohin
ihn eine bewaffnete Kriegsmacht und einige erfahrene Rathgeber
begleiten werden. Noch bedarf das griechische Volk, verwildert
durch langen Druck und geistiger Bildung ermangelnd eines stren¬
gen Zügels; doch schlummern die Anlagen seiner Altvordern in ihm,
und das von der Natur so reich gesegnete Land, in welchem es
wohnt, wird dem Pflüger, dem Seefahrer, dem gewerbfleißigea