Griechenland.
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leicht sich auch einen Antheil an der reichen Tempelbeuke wünschten,
unterstützt wurden. Die durch jenen Raub in dem 10jährigen
heiligen Kriege in Umlauf gesetzten Gelder und vermünzten golde¬
nen und silbernen Geschirre wurden zu 15 Millionen Thalern
gerechnet, was ein Sinken des Geldwerthes in Griechenland verur¬
sachte. Bedrängt und allmahlig erschöpft baten die Thebanec den
König Philipp um Hülfe, welche er ihnen, Ln Verein mit den
Thessaliern, sehr bereitwillig leistete. Die Phocier unterlagen end¬
lich, Philipp erntete den Ruhm diesen Krieg beendigt zu haben, 34g
ward in den Bund der Amphiktyonen ausgenommen, erhielt in den v. CH-.
Berathungen zwei Stimmen, nebst dem Schirmrechte von Delphi
und den Vorsitz und die Leitung bei den pythischen Spielen; nichts
konnte jetzt in Griechenland ohne ihn geschehen; er war demnach
seinem Ziele sichtlich naher gerückt.
Demosthenes, der mit heldenmüthiger Beharrlichkeit gegen
die eigene, widerstrebende Natur ankämpfte, bis er ein Redner
ward, ließ nicht ab, seine Mitbürger vor Philipps verdeckten An¬
schlägen auf Griechenlands Freiheit zu warnen, während dessen
heimlich gespendetes Gold an Hohe und Niedere ihm eine starke
Parthei in Athen und Sparta erkaufte. Nur Phocion stimmte
immer für den Frieden, seine ausgearteten Mitbürger richtiger, als
Demosthenes, würdigend. Die Amphiktyonen selbst trugen Philipp
auf, die Rechte der unterdrückten Peloponnesier gegen Sparta's 344
Anmaßungen zu schützen, und so landete ec in Lakonien, und Ar- eh.
gos, Messene, nebst Arkadien wurden unabhängig. Bei Ehäro-
nea, an der Grenze von Böotien, wo die Beredsamkeit des
Demosthenes den Athenern auch Streiter aus Euböa, Theben,
Megara, Korinth, Achaja, Leukas, Korcyra, beigesellt hatte, kam
es endlich zur offenen Schlacht, in welcher Philipp den Sieg da- 338
von trug, vorzüglich durch seinen Phalanx, einen Haufen von 8000 ^ er>;
Mann, zu 500 Mann Breite und 10 Mann Tiefe so dicht auf-
gestellt, daß die Lanzen des fünften Gliedes zwischen der vordersten
Reihe noch drei Fuß hervor ragten. Griechenlands Freiheit ging
zu Grabe, doch bewies Philipp Milde. Ec ließ sich zum Befehls¬
haber aller Hellenen ernennen und beschloß einen Zug gegen
Persien, dessen Ausführung aber seinem Sohne Alexander vorbe- ^
halten blieb, denn Philipp siel durch die Hand eines Hauptmanns 33fi
seiner Leibwache, Namens Pausanias, nicht ohne den Verdacht gi;
einer Verschwörung, welche von dem persischen Hofe, oder von
Olympias, der verstoßenen Gemahlin Philipps, vielleicht unter
Mitwissenschaft ihres Sohnes Alexander, ausgegangen war.
Wunderbar vereinigten sich in Philipp die Laster und Rohheiten
eines Barbaren mit der Empfänglichkeit für Edles, Erhabenes und
Schönes, welche sonst nur die Frucht innerer Bildung und ächter
Gesittung zu seyn pflegt.