Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

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Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. 
viele Mühe die Truppen am Lande. Solches geschah bei Aegos Potamoi 
im Dezember 405 v. Chr. Nun eroberte Lysauder alles Gebiet Athens und 
trieb eine Masse Menschen dahin zusammen, um die Stadt schneller aus¬ 
zuhungern. Ein spartanisches Bundesheer rückte alsbald vor Athen und 
umlagerte es, während Lysander den Piräus sperrte. Erst aber, als 
viele Menschen dem Hunger unterlegen und alle dem Tode nahe waren, 
ergab sich die Stadt auf Gnade und Ungnade (29. März 404). Nun 
berathschlagte der dorische Bund unter Sparta, was mit Athen zu beginnen 
sei. Athen soll zerstört und das Volk vertilgt werden, stimmten die rohen 
Thebaner und giftigen Korinther; aber andere und mit ihnen die Spartaner 
hielten es für eine Sünde, eine Stadt zu zerstören, welche im Perserkriege 
so vieles zur Rettung Griechenlands gethan hatte; auch das delphische Orakel 
gab zur Antwort: Zerstöret Griechenlands Altar nicht! Endlich wurde 
Athen der Friede gegeben unter folgenden Bedingungen: die langen 
Mauern und die um den Piräus werden niedergerissen; alle Städte und 
Inseln sind frei; alle Schiffe bis auf 12 werden ausgeliefert; Athen folgt 
in die gemeinschaftlichen Kriege unter Spartas Oberbefehl und nimmt 
eine andere Verfassung an. Die Athener konnten mit diesem Schicksale 
noch zufrieden sein, wenn sie an Mitylene und Melos zurückdachten; die 
Spartaner und deren Bundesgenossen aber rissen die langen Mauern 
unter Flötenschall nieder. 
Zwölftes Kapitel. 
Spartas Obergewalt über Griechenland (404—371 v. Chr ). 
Die dreißig Tyrannen in Athen (404—403, acht Monate). 
Griechenland war nun frei, wie die Spartaner sagten, diese Frei¬ 
heit war aber von einer ganz besonderen Art. Sie stürzten überall die 
Demokratie, so namentlich in Athen. Hier setzten sie 30 Männer ein, 
welche die Stadt regieren sollten, die berüchtigten 30 Tyrannen. Diese 
wählten nun ihrerseits 3000 Bürger aus, welche die Volksversammlung 
vertreten sollten; diese waren zugleich ihre bewaffnete Macht, alle anderen 
Bürger mußten ihre Wehren abgeben, die auf der Burg niedergelegt 
wurden. Nun wütheten sie ohne Schranken gegen die Männer der 
demokratischen Partei; sie ließen alle ermorden, welche ihnen verdächtig 
waren, oder vertrieben sie und zogen ihr Vermögen ein. Die Spartaner 
unterstützten solches Treiben und verboten allen Städten die Flüchtigen 
aufzunehmen, von denen ganze Schaaren die benachbarten Städte und 
Landschaften anfüllten. Reichthum war in den Augen der Tyrannen das
	        
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