48 Dritter Zeitraum. Von der Entstehung des Deutschen Reiches bis zur Neugründung.
ließ sich sein Oheim Karl der Kahle in Metz zum König von Lothringen
krönen. Ludwig der Deutsche erhob Einspruch und setzte es im Vertrage
von Meersen a. d. Maas durch, daß ihm der östliche, vorwiegend
870 deutschredende Teil Lothringens (das linke Rheinufer) zugesprochen
wurde. In diesem Gebiete lagen u. a. die Städte Basel, Straßburg, Metz,
Trier, Köln, Aachen und Utrecht.
Von jetzt an standen sich Ostfranken (Deutschland) und Westfranken
(Frankreich) als sprachlich abgeschlossene Nachbarreiche gegenüber.
c) Ludwig ein echt deutscher König. Ludwig hielt die deutschen
Stämme mit Kraft und Weisheit zusammen. Sein Hof wanderte von
Pfalz zu Pfalz; aber mit Vorliebe weilte er auf den Königsgütern zu
Regensburg und zn Frankfurt am Main. Schon fingen die Deutschen
an zu erkennen, daß sie eine Nation bildeten. Der Mönch Otfried
von Weißenburg (Elsaß), der erste deutsche Dichter, besten Namen
wir kennen, schrieb ein in althochdeutscher Sprache abgefaßtes Evangelien¬
buch (vgl. S. 39) und widmete es dem König.
2. Die Söhne Ludwigs des Deutschen.
Ludwig der Deutsche hinterließ drei Söhne, die das Erbe ihres Vaters
getrennt beherrschten. Karl, später der Dicke genannt, vereinigte nach dem Tode
seiner Brüder die getrennten Länder wieder.
a) Die Schlacht bei Andernach (876). Die nördlichen Stämme
(Sachsen, Thüringer, Franken) wurden schon bald in einen Krieg mit
Frankreich verwickelt. Karl der Kahle versuchte nämlich nach dem Tode
seines Bruders Ludwig das linke Rh einufer an sich zu reißen. Bei
876 Andernach kam es zur Schlacht, der ersten, welche zwischen Deutschen
und Franzosen geschlagen worden ist. Das Heer Karls des Kahlen wurde
vollständig besiegt und löste sich in wilder Flucht auf.
Nach dem Tode Karls des Kahlen rückten deutsche Truppen in Frank¬
reich ein und vergalten die Plünderungen der Franzosen. Als Grenze
der beiden Reiche, die nun Jahrhunderte hindurch fast unverändert
blieb, wurde im allgemeinen der Lauf der Maas und der unteren
Schelde festgesetzt (879).
b) Karl der Dicke und die Normannen. Karl der Dicke überlebte
seine beiden Brüder und erlangte so zunächst die Herrschaft über das ganze
ostfränkische Reich nebst Italien (882). Zwei Jahre später wählten ihn
auch die westfränkischen Großen zu ihrem Könige. So war jetzt das
Reich Karls des Großen fast ganz wieder in einer Hand ver¬
einigt (884—887).