111. Französische Revolution und deren Folgen. 325
mund und Corvey in Deutschland) bei Scheveningen und wurde zum
Fürsten der Niederlande ausgerufen, bald nachher wurde er als
König derselben anerkannt. Auch in Belgien, die frühern (bis
1794) österreichischen Niederlande, drangen Preußen und Russen und
ihnen nach Truppen der neulich von Napoleon befreiten deutschen Für¬
sten unter dem Herzoge von Sachsen-Weimar ein und eroberten es
allmählig. Nur Antwerpen behauptete Carnot, der, in den Tagen
des Glanzes von Napoleon getrennt, Frankreich jetzt im Unglück seinen
Degen lieh. Mnrat, seit dem Ende des russischen Feldzuges im Zorn
von Napoleon geschieden, aber nach dem Waffenstillstände wieder bei
seinem Heere in Sachsen, war nach der Schlacht bei Leipzig nach
Neapel zurückgegangen und trat im Januar 1814 in einen Bund mit
England und Oesterreich gegen Napoleon, wodurch der französische
Oberbefehlshaber in Norditalien, Eugen Beauharnais, in eine sehr schwie¬
rige Stellung kam. Bald nach der Schlacht von Leipzig hatte Metter¬
nich Napoleon Friedensunterhandlungen auf der Grundlage der soge¬
nannten natürlichen Gränzen Frankreichs (die Pyrenäen , die Alpen und
der Rhein) antragen lassen; da dieser aber selbst diese offenbar für ihn
Vortheilhaften Bedingungen nicht sogleich unumwunden annahm, for¬
derten die Berbündeten schon im December die Zurückführung Frank¬
reichs auf den Besitzstand von 1792, wodurch die deutschen Länder links
vom Rhein und Belgien abgetrennt werden sollten. Die Neutralität der
Schweiz, welche diese gegen Frankreich nicht hatte schützen können,
wurde auch von den Verbündeten nicht geschont und Schwarzenberg
drang durch sie und die Franche-Comte mit der großen Armee nach den
Höhen von Langres seit den letzten Tagen des Decembers 1814
vor, um in der Champagne dem bei Kanb in der Nacht des ersten
Januars 1814 über den Rhein gegangnen Feldherrn Blücher die Hand
zu bieten. Zu Blücher war zwar das preußische Corps von Kleist ge^
stoßen, sein Heer aber doch durch die Umstellung der zahlreichen Festun¬
gen links vom Rhein nicht unbedeutend geschwächt worden. Nach dem
Durchzuge durch Lothringen, wo er die Erklärung der Verbündeten,
ihr Krieg gelte nicht Frankreich, sondern einzig dem Ehrgeize Napoleons
veröffentlichte, traf er mit Napoleon zuerst im Tressen bei Brienne
zusammen, am 30. Jannar 1814. Napoleon hatte nur eine geringe
Heeresmacht aufstellen können, das erschöpfte Frankreich beeilte sich nicht,
ihn im Kampfe zu unterstützen, im gesetzgebenden Körper waren zuerst Stim¬
men des Widerstandes gegen die nngezähmte Kriegswuth in Raynou-
ard und Laine erwacht. Bei Brienne überrascht, war Blücher zwar
im Nachtheil; aber bald durch eine bedeutende Streitmacht von der