Full text: Geschichte der Griechen und Römer (Cursus 2)

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res. Zwei Enomotien machten ein Triakas, d. i. die Dreißiger; 
größere Abtheilungen waren die Lochen und die von den Pole- 
marchen befehligten Moren, deren Stärke und Zahl zu verschie¬ 
denen Zeiten verschieden war. — Im Lager legten die Spartaner 
ihre ungefärbten Wollenkeider ab und trugen purpurfarbene Kriegs- 
kleider; ihre Helme bekränzten sie vor der Schlacht, gleich wie zu 
einem Feste. Die Hauptkraft des Heeres bestand aus den Hop- 
liten oder dem schwer gewaffneten Fußvolk der Spartiaten; 
die Perioken dienten meist als Leichtgewaffnete, später auch als 
Hopliten; Heloten wurden nur im Nothfall bewaffnet. Die 
wenig zahlreiche Reiterei deckte die Flügel. Dreihundert aus den 
tüchtigsten jungen Männern (zwischen 20—30 Jahr) ausgewählt, 
bildeten eine erlesene Schaar unter dem Ehrennamen Ritter 
(i-mreT«;), da sie anfangs zu Roß, dann aber ebenfalls als Schwer- 
bewaffnete zu Fuß dienten. Je hundert von ihnen bildeten im 
Kriege die Leibwache des Königs, und standen mit diesem im 
Mittelpunkt des Treffens. Die spartanische Schlachtordnung (ff 
yvXafc,) bildete eine eben so fest geschlossene, als durch die vielen 
Abtheilungen wohlgegliederte Masse, deren Bewegung leicht und 
deren Andrang mit eingelegtem Speer unwiderstehlich war. — 
Feigheit entehrte; das Andenken der Gefallenen dagegen wurde 
durch Grabreden und Denkmäler verherrlicht. 
9) Nach Vollendung der Gesetzgebung ging Lykurgos nach 
Delphi, nachdem er die Spartaner hatte schwören lassen, bis 
zu seiner Rückkehr nichts daran zu ändern. Von dort sandte er 
die Verheißung des Orakels seinen Mitbürgern, daß sie 
groß und ruhmvoll sein würden, so lange sie seinen Anordnungen 
getreu blieben. Lykurgos nahm daher Abschied von seinen 
Söhnen und Freunden, und kehrte nie nach Sparta zurück, damit 
die Spartaner nicht ihres Eides sich entbunden hielten. Im hohen 
Greisenalter, so beschließt die Tradition der Spartaner die Erzäh¬ 
lung von dem Leben ihres großen Gesetzgebers, habe Lykurgos 
freiwillig durch Enthaltung von Nahrung sein Leben beendet; 
nach einigen soll er in Phokis, nach andern auf Kreta gestorben 
sein. Auch habe er seine Asche ins Meer zu werfen befohlen, 
damit die Spartaner nicht, wenn sie diese einst heimbrächten, 
ihres Eides entbunden zu sein glaubten. 
10) Gewiß zeugt das spartanische Staatsleben von 
einer einseitigen Auffassung der menschlichen Natur und ihrer 
reichen Anlagen. Aber innerhalb der beschränkten dorischen An¬ 
schauungsweise hat der spartanische Gesetzgeber das Größte und 
Bewunderungswürdigste geschaffen, was die Geschichte kennt, näm¬ 
lich einen Staat von Männern, die nicht sich, sondern mit Leib 
und Gut dem Gemeinwesen gehörten, dem sie Alles, was tonst 
den Menschen erfreuen mag', willig zum Opfer zu bringen im 
Stande waren.
	        
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