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Gallien wiederholte blutige Niederlagen (109—105), die an die
Tage an der Ällia und'bei Canna erinnerten. ,
2) In dieser Noch ward dem Marius das Consulat mit
säst dictatorischer Gewalt übertragen, das er nun fünf Jahre
nack einander bekleidete <104—100), trotz der gesetzlichen Bestim¬
mung, daß das Consulat Niemand öfter als einmal bekleiden
sollte. Doch hatte man von solchen Beschränkungen schon früher
Ausnahmen gestattet. Marius suchte vor Allem das Heer
durch strenge Disciplin und Arbeit neu zu bilden und zu verstärken,
letzteres auch durch Aufnahme der euxite esnsi und Freigelasse¬
nen in die Legionen. Darauf verschanzte er sich beim Einfluß
der Isère in den Rhodanus, um den Barbaren die Wege aus
Gallien nach Italien zu verlegen. Diese hatten sich nach manchen
Irrfahrten im westlichen Gallien und nördlichen Spanien getrennt;
die Teutonen setzten unter ihrem Könige Teutobold über die
Rhone, um vom Westen her in Italien einzudringen. Sie er¬
litten aber bei Aquä Sertiä(Aix) 102 in mehrtägiger Schlacht
eine vollständige Niederlage.
3) Unterdessen waren die Kimbrer durch Helvetien und
Noricum in Italien eingedrungen und drängten den Consul Lu-
tatius Catulus zurück. Dieser mußte sich über den Po
zurückziehen und die ganze Ebene zwischen dem Fluß und den
Alpen dem Feinde überlassen. Da eilte Marius herbei und
zernichtete mit Catul us vereinigt die Kimbrer sammt ihrem
Könige Boiorix auf den raud'iscken Feldern bei Bercellä
101. — Groß war ' die Ehre des Marius zu Rom, als des
Retters der Republik und der Kultur des alten Italiens.
4) Ein zweiter furchtbarer Aufstand der Sklaven in Sici¬
lien (104—99 unter dem zum Könige erhobenen Tryphon Sal-
vius) wurde durch M. A quillt us unterdrückt.
§. 179.
Das sechste Consulat des Marius. — Der Reformversuch des Livius
Drusus.
1) Nach Abwendung der Gefahr des kimbrischen Krieges
erwachte in Rom der Parteikampf zwischen der Oligarchie der
Nobilität und der sogenannten Popularpartei von neuem. Die
Volkspartei, seit dem blutigen Ausgang der Grachen zurückge¬
drängt, hatte an dem gefeierten Sieger der Kimbrer und Teuto¬
nen ein mächtiges Haupt erhalten, dessen Ansehen ihr jetzt wieder ■
die Oberhand über die Aristokratie verschaffte. Marius wurde
im Jahre 100 trotz alles Widerstrebens der Aristokratie durch
das Volk zum sechsten Consulat erhoben. Leider verband
sich Marius zur Weiterführung der seit Cajus Grachus
Tod unterbrochenen Reformen insbesondere zum Sturz des oligar-