Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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Residenz bringen und sandte dann an den französischen Kaiser eine Botschaft, 
um sich der Gnade desselben zu empfehlen. Rauh empfing Napoleon die Ab¬ 
geordneten, ja er äußerte bald darauf, daß das Haus Braunschweig zu regie¬ 
ren aufgehört habe. Auf diese Nachricht reiste der unglückliche Greis, um 
nicht ein Kriegsgefangener der Franzosen zu werden, nach Altona und be¬ 
gab sich hier unter dänischen Schutz. Wenige Lage nach seiner Ankunft 
starb er an den Folgen seiner Kopfwunde; sein Sohn irrte unterdeß flüchtig in 
Deutschland umher und schiffte sich endlich nach England ein. Der Kur¬ 
fürst von Sachsen schloß nach der Schlacht bei Auerstädt Frieden, um 
sein Land vor Verheerung zu schützen, und trat als König von Sach¬ 
sen, von Napoleon besonders ausgezeichnet, dem rheinischen Bunde bei, 
während die Nachhut der großen Armee das Kurfürstenthuni Hessen- 
Kassel eroberte, dem doch Neutralität zugestanden war. Nicht ohne Feig¬ 
heit aber war die Uebergabe der Festungen Erfurt, Magdeburg, 
Spandau, Stettin und Küstrin, deren muthlose Befehlshaber den 
Franzosen sich ergaben, sobald sie diese erblickten. Schon am 24. Okto¬ 
ber war Napoleon in Berlin; seine Truppen verfolgten den König, 
welcher sich bis nach Westpreußen zurückzog. Hier erwartete ein neuer 
Feind den König,, denn die Polen, von Napoleon zur Wiederher¬ 
stellung ihres Vaterlandes aufgerufen, griffen unter Poniatowski und 
Dombrowski zu den Waffen, um das große Unrecht zu rächen, welches 
Preußen ihnen bei der Theilung ihres Reiches angethan hatte; sie ahne- 
ten nicht, wie wenig Napoleon gesonnen sei, ihre Hoffnungen zu er¬ 
füllen. Friedrich Wilhelm bot vergebens dem Kaiser Napoleon Frie- 
den an, er konnte nur einen Waffenstillstand erhalten und erfuhr gar 
bald, daß es Napoleon nur auf die gänzliche Auflösung Preußens ange¬ 
legt hatte. 
Nachdem auch Schlesien bis aus wenige Festungen durch die Fran- 
zosen erobert worden war, trat endlich Kaiser Alexander als Bundesgenosse 
Friedrich Wilhelm's auf. Bei Eylau, unweit Königsberg, kam es am 
7. Februar im I. 1807 zum Treffen. Zwei Tage lang kämpfte das verbündete 
Heer gegen 200,000 Mann bei furchtbarer Kälte unter Schnee und Winter¬ 
sturm eine der blutigsten Schlachten, die es je gegeben hat! Der Sieg blieb 
unentschieden. Doch die russisch-preußischen Feldherren zogen sich zurück, um 
dem erschöpften Heere Ruhe zu gönnen. Nun trat ein Waffenstillstand von vier 
Monaten ein, während dieser Zeit aber eroberten die Franzosen dennoch die 
Festung Danzig an der Ostsee nach einer muthigen Vertheidigung. Im Juni 
griffen die Russen und Preußen die Franzosen an der Passarge an; acht 
Tage lang wurde gekämpft, und erst am 14. Juni erfolgte die entscheidende 
Schlacht bei Friedland, in welcher Napoleon siegte und die Verbün¬ 
deten bis an den Grenzfluß Niemen zurückdrängte. In Tilsit kamen dann 
Alexander, Napoleon und Friedrich Wilhelm zusammen. Mit 
Alexander kam Napoleon bald zu einem Verständnisse, und aus einem 
Weltgeschichte. III. 21
	        
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