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die Lrchtbildekunst (Photographie) erfunden worden. Den Luftballon er'
fanden die Gebrüder Joseph und Stephan Montgolfier im I. 1783;
vielen Freunden und von der Schreckensregierung Verfolgten retteten edle
Männer durch ihre neuen Erfindungen das Leben. Die Telegraphen oder
Fernschreibmaschinen wurden durch Chapee zu Ende des 18. Jahrhunderts
erfunden und dazu angewandt, die Nachrichten vom Nationalconvent so
schnell als möglich in alle Theile des Landes zu verbreiten. Damals be.
wunderte man schon die Schnelligkeit in der Mittheilung einer Nachricht;
wie weit steht aber jene Erfindung noch hinter den jetzt z. B. an vielen
Eisenbahnen eingeführten electro-magnetischen Telegraphen zurück, mit¬
tels deren binnen einigen Minuten Nachrichten mehr als hundert Meilen
weit selbst unter den ungünstigsten Witterungsverhältnissen verbreitet wer¬
den können. Diese Erfindung ist aber nicht die Frucht eines glücklichen
Augenblickes, sondern der Ergebnisse, welche das mit vielem Eifer betrie¬
bene Studium der Naturwissenschaften, namentlich der Physik und Chemie,
hervorgebracht hat. — Dem französischen Chemiker Daguerre ver¬
danken wir die Erfindung der Lichtbilder, daher diese Art Bilder Da-
guerreotypen heißen. Auch in der Geschichte haben die Franzosen große
Männer, die nicht selten, wie Guizot, Thiers, Lamartine u. A.
von der Lehrkanzel in's Ministerium und in andere hohe Aemter berufen
wurden. Sie verstehen es besonders, die lebendige Darstellung in ihren
Vortrag zu bringen und darin allen Reiz der anmuthigen Erzählung zu
entwickeln, welcher der Nation auch im Umgänge so eigen ist. Dichter
sind unter ihnen auch in neuester Zeit mehr als je aufgetreten; die soge¬
nannten Romantiker haben endlich die Fesseln der alten Akademie abgestreift
und dichten, gleich den Britten und Deutschen, freier und natürlicher, nur
sind manche zu treue Darsteller des schmutzigen und in Sinnlichkeit ver¬
sunkenen Lebens, ihre Phantasie ist noch voll der Henkersscenen aus der
Revolution, und nur mit Auswahl darf man ihre Romane und andere
Poesien empfehlen. Bekannt ist Chateaubriand, Louise Stael, ge-
borene Necker, Lamartine, Florian, Delavigne, Beranger, Vic¬
tor Hugo, die Freunde Barthelemy und Mery, der Lustspieldichter
Scribe, A. Dumas, Eugen Sue, die Baronin Dudevant, welche
sich in ihren Schriften George Sand nennt. Die Künste haben gleich
der Poesie zu Ende des !8. Jahrhunderts reißende Fortschritte gemacht, und
mit Recht konnte Schiller singen:
Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige
Stehst du an des Jahrhunderts Neige,
In edler stolzer Männlichkeit,
Mit ausgcschloßnem Sinn, mit Geistesfülle,
Voll milden Ernst's, in thatenreicher Stille,
Der reifste Sohn der Zeit,
Frei durch Vernunft, stark durch Gesetze,
Durch Sanftmuth groß, und reich durch Schätze,