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sie die Freude, daß die Mütter mit Thränen des Dankes ihr versprachen,
sich zu bessern, um solcher Wohlchat ganz werth zu sein. Elisabeth Fry
stiftete eine Kinderschule in Newgate und darauf mit Hilfe eines Frauen¬
vereines, den sie auch gegründet hatte, eine Arbeitsanstalt für Erwach¬
sene. So geschah es, daß Viele in allerlei Arbeit, in gemeinnützigen Kennt¬
nissen und in der Religion wohl unterrichtet Newgate verließen, wohin sie
unwissend und ungeschickt gekommen waren. Die edle Stifterin erhielt seit¬
dem zahlreiche Beweise der öffentlichen Anerkennung und fuhr bis 1846
fort, an der Spitze des Frauenvereines zum Heile der Menschheit zu wir¬
ken. Beweint von allen Guten schied sie aus dem Leben.
Ihr glich an edler und rastloser Thätigkeit für Menschenwohl zu
wirken, die Fürstin Pauline zur Lippe, welche im I. 1802 nach dem
Tode ihres Gemahles des Fürsten Leopold zur Lippe, die erste Klein-
kinderwarteanstalt errichtete, nach deren Muster dann später ähnliche
Anstalten zu Dresden, Berlin und Wien, in neuester Zeit auch in vielen
anderen Städten gestiftet worden sind. Sie verbesserte zugleich das Armen¬
wesen, eröffnete eine Erwerbs- und Freischule, ein Kranken- und Waisen-
Haus und ein Schullehrerseminar. Als Napoleon im I. >806 auch ihr
Ländchen berührte, bewies er ihr eine hohe Achtung und schonte ihre Un-
terthanen auf alle Weise. Im I. 1820 schloß sie ihr thätiges Leben;
mehre Dichtungen und andere Werke, die von ihr im Drucke erschienen,
zeugen von ihren Talenten und seltenen Kenntnissen. Diese Frauen haben
sich durch ihre acht weiblichen Tugenden ein ehrendes Denkmal erbaut.
Was ist das herrlichste Weib, wenn es nicht Weib geblieben ist. Leider
haben aber auch manche Frauen —, an ihrer Spitze die berühmte Baro¬
nin Dudevant, die sich als Schriftstellerin George Sand nennt, —
die Bestimmung des Weibes in einer völligen Gleichheit mit dem männ¬
lichen Geschlechte gesucht. Sie nennen das — Emancipation der Frauen.
Diese emancipirten Frauen, welche in Mannskleidern und Cigarren rauchend
cinherziehen, welche die Ehe als eine Sclaverei verdammen, nach ihrem
Gelüste leben und auf die Zeit hoffen, in der man sie zu geistlichen und
weltlichen Aemtcrn berufen soll, — werden von allen Vernünftigen nur
verlacht, und mit Recht wendet sich der keusche Sinn unserer deutschen
Frauen von solchen verirrten Geschöpfen weg. Nur liebevolle Gattinnen
und Mütter wohlerzogener Kinder werden stets den Preis erhalten.
Wir wenden uns am Schluffe noch einmal zu einer verehrungswürdigen
Frau, — zu der edlen Königin Louise von Preußen, welche durch
ihr Leben darlegte, wie häusliche und wahrhaft weibliche Tugenden auch
gekrönte Häupter zieren. Sie hatte das Glück, wie wenige Fürstinnen,
nicht aus staatlichen Rücksichten, sondern ihrer liebenswürdigen Eigenschaften
wegen von ihrem Gatten gewählt zu werden. Die Folge rechtfertigte die Wahl,
denn den preußischen Thron zierte nun ein königliches Paar, das als ein Vor-
bild ehelicher Zärtlichkeit und häuslichen Glückes den Grundpfeiler deutscher