Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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ctn Bündniß römisch - gesinnter Fürsten zu Stande zu bringen, die als 
Partei auftreten, also von den übrigen Reichsständen sich trennen, aber auch 
einen überwiegenden Einfluß über die Fürsten- und Volksstimme erlangen 
sollte, welche sich für die evangelische Lehre und Reformation aussprach. 
Zu diesem Zwecke trat Campeggi mit Ferdinand, mit den Herzogen 
Wilhelm und Ludwig von Baiern und einigen Bischöfen zusammen, um 
ein solches Bündniß in Regens bürg abzuschließen. Sie veranstalteten 
im Juni 1524 einen Convent in dieser Stadt, an dem die baierischen 
Herzoge, der Cardinal-Erzbischof Matthäus von Salzburg und Bevoll¬ 
mächtigter des Bischofs Wigand von Bamberg, des Bischofs Georg 
von Speier, des Bischofs Wilhelm von Straßburg, des Bischofs 
Christoph von Augsburg, des Bischofs Hugo von Costnitz, des 
Bischofs Christoph von Basel, des Bischofs Philipp zu Freysing, 
des Administrators Ernst, Bischof von Passau und des Bischofs Se¬ 
bastian von Brixen Theil nahmen. Nach einer Illtägigen Berathung, 
die auch „durch einen festlichen Nachttanz" der geistlichen Herren ein lusti¬ 
ges Intermezzo fand, erließen sie eine Bundesurkunde, die ihnen wenigstens 
den Schein geben sollte, daß sie in ihren Unternehmungen vollkommen ge¬ 
rechtfertigt seien. Sie verbanden sich der Hauptsache nach dahin, das Worm¬ 
ser Edict in ihren Gebieten streng vollziehen und die Uebertreter mit Stra¬ 
fen verfolgen zu lassen. Zugleich erließen sie ein Neformationsproject, das 
aber von Neuem zeigte, daß Rom mit seinen Priestern durchaus keine innere 
und wahre Verbesserung wollte. Nicht blos bei den Evangelischen, sondern 
auch selbst bei römisch-gesinnten Fürsten fanden die Bestrebungen der Bun¬ 
desmänner gerechten Unwillen. Hatte hier doch eine geringe Anzahl von 
Ständen, einen päpstlichen Legaten an der Spitze, einseitig zu einem ge¬ 
setzgebenden Körper sich gebildet und Bestimmungen getroffen, die nur von 
einer Reichsversammlung ausgehen konnten. Die Stände vom Rhein, von 
Ober- und Niedersachsen, von Westphalen, viele aus Franken und alle 
Reichsstädte, die bei dem Bündnisse nicht betheiligt waren, fühlten sich ver¬ 
letzt, und andere Stände, wie die Markgrafen Casimir und Joachim 
von Brandenburg und der Herzog Georg von Sachsen lehnten die Einladung, 
dem Bunde beizutreten, geradezu ab. Zählte nun der Regensburger 
Bund auch nur wenige Mitglieder, so ist er doch dadurch so höchst merk¬ 
würdig, daß römische Bischöfe und Fürsten zuerst öffentlich zu einer 
Conföderation und Partei sich verbanden, um sich von den Evangelisch-Ge¬ 
sinnten zu trennen und diesen als Partei feindlich gegenüber zu treten. 
Eben hatten sich die Angelegenheiten des Kaisers Karl nach Außen, 
namentlich durch seinen Sieg über Franz I. bei Pavia, besser gestaltet 
und seine Blicke waren wieder auf Deutschland gerichtet, um hier seine 
Macht und sein Ansehen zu vergrößern, sich, seinem Plane gemäß, zum 
wahren Beherrscher zu erheben und die Freiheit der Reichsfürsten gewalt¬ 
sam zu unterdrücken. Die religiösen und kirchlichen Zerwürfnisse schienen
	        
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