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seinen Absichten höchst günstig zu sein, sofern er nur die evangelisch-gesinn¬
ten Stände, unter dem Vorwände, Ketzereien zu vertilgen, so beengte und
beschränkte, daß ihr Widerstand machtlos würde. Bei mehren Gliedern des
Schwäbischen Bundes, vor Allem aber bei den Regensburger-Verbündeten
durste er auf die kräftigste Unterstützung rechnen. Seinen Absichten gemäß
erließ er ein Schreiben an die Stände und schrieb zugleich einen Reichstag
nach Augsburg auf den I. Oktober 1525 aus. Die evangelischen Fürsten,
namentlich der Landgraf Philipp von Hessen und der Kurfürst Johann
der Standhafte von Sachsen, der seinem Bruder Friedrich dem
Weisen in der Negierung gefolgt war, erkannten jedoch den Sinn des kai-
serlichen Schreibens recht gut und trafen die nöthigen Vorkehrungen, die
ihnen und der Reformation drohende Gefahr abzuwenden. Der Reichstag
kam mit Mühe zu Stande; nur der Bischof Bernhard von Trient,
aber kein anderer Fürst geistlichen oder weltlichen Standes war hier per¬
sönlich erschienen und von vielen Ständen waren nicht einmal Abgeordnete
gekommen. Die Mehrzahl der Mitglieder in der Versammlung war ge¬
mäßigter Sinnesart, daher wurde ein Abschied geschlossen, der nicht nur
die nächste Gefahr entfernte, sondern auch den Evangelischen einen Sieg
über die Widersacher verlieh. Es wurde bestimmt, daß ein neuer Reichs¬
tag zu Spei er veranstaltet, daß „mittlerzeit das h. Evangelium nach rech¬
tem, wahrem Verstände ohne Aufruhr und Aergerniß gepredigt" und der
Kaiser um die Veranstaltung 'eines christlich-freien Concils in deutschem
Lande ersucht werden sollte. Damals konnte der Rath von Nürnberg über
den Gang der Sache mit Recht an den Kurfürsten Johann und an den Land¬
grafen Philipp schreiben: man erkenne deutlich, wie die Verfolgungen des
Evangeliums durch den römischen Clerus statt zum Verderben nur zum
Nutzen, zur Vergrößerung der christlichen Versammlung, zur Förderung
und Erweiterung des göttlichen Wortes gedient haben.
Nun schlug Kaiser Karl einen anderen Weg ein, um der Ausführung
seines Planes näher zu kommen. Er ließ durch seinen Bruder Ferdinand
einen neuen Reichstag nach Spei er ausschreiben, dann aber an den Bischof
Wilhelm von Straßburg und an den Herzog Heinrich von Braun¬
schweig die Instruction ergehen, daß jener mit den süddeutschen, dieser mit
den norddeutschen Fürsten in Verbindung treten und versichern sollte, daß
er nächstens von Spanien aus über Nom nach Deutschland gehen und mit
ihrem Nathe die zur Austilgung der ketzerischen Lehre nöthigen Maßregeln
ergreifen wolle. Der Sinn und Plan des Kaisers entging den evangelischen
Fürsten nicht, namentlich waren der Landgraf von Hessen und der Kurfürst
Johann darin einverstanden, daß nur ein Bündniß, welches dem Kaiser
und den Regensburger Verbündeten die Spitze biete, das Mittel sei, welches
die drohenden Gewaltthätigkeiten beseitigen könnte. Beide Fürsten schlossen
daher zu Gotha (Februar 1526) ein Schutz- und Trutzbündniß, welches
Weltgeschichte. IN. 3