fullscreen: Neuere Geschichte (Theil 3)

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wußten es zu verhindern. Die protestirenden Fürsten und Städte fertigten 
darauf eine Gesandtschaft an den Kaiser ab, um ihm die Gründe vorzu¬ 
legen, welche sie zu dem gethanen Schritte gezwungen hatten und ihn um 
Schutz für ihre Rechte aufzurufen. Diese Gesandtschaft fand eine höchst 
ungünstige Aufnahme, ja Karl ließ sie sogar verhaften, denn schon hatte 
er mit dem Papste den Vertrag zu Bare ello na, und mit dem Könige 
Franz den Frieden von Cambray abgeschlossen, wobei die Unterdrückung 
der evangelischen Lehre unb Partei, selbst mit Anwendung der Gewalt, als 
ein Hauptpunkt festgestellt war. Die Nachricht hiervon gab den evangeli¬ 
schen Fürsten die Ueberzeugung, daß sie das Schlimmste zu erwarten hätten, 
wenn der Kaiser nach Deutschland kommen würde. Ein vorzügliches Mittel 
zur Abwendung drohender Gefahren schien der Abschluß eines Bündnisses 
aller evangelischen Fürsten und Stande zu sein, und der Landgraf, der 
schon in Spei er mit dem Kurfürsten Johann, sowie mit den Städten 
Nürnberg, Straßburg und Ulm einen Bund zu gegenseitiger Verthei- 
digung angeregt und abgeschlossen hatte, war auch jetzt für die Bundessache 
ungemein thätig. Es kam ihm besonders darauf an, auch die Bekenner der 
schweizerischen Reformation in den Bund aufzunehmen, aber Luther's Be¬ 
fangenheit trat ihm entgegen, denn dieser meinte, daß eine Verbindung mit 
den Anhängern Zwingli's,— die Luther, wegen ihrer freieren Auslegung 
der Einsetzungsworte im heil. Abendmahle, mit dem Namen „Sacramen- 
lirer" belegte, — dem reinen evangelischen Glauben gefährlich sei, über- 
dieß besorgte er den Ausbruch eines Krieges gegen den Kaiser, einen Krieg 
aber wollte er von der Religionssache durchaus fern gehalten wissen. Ver¬ 
gebens bemühte sich der Landgraf ein Einversiändniß zwischen Luther und 
Zwingli herbeizuführen; seine Bemühung gedieh nicht weiter, als daß 
Luther !4 Artikel aufsetzte, die man als gegenseitig verglichen ansehen 
sollte, — aber schon damals gab es auch Eiferer, die noch evangelischer als 
Luther selbst sein wollten, so daß Luther mit anderen ihm beistimmenden 
Theologen die Artikel sogar überarbeiten mußte. Sie wurden zu 17 Ar¬ 
tikeln erweitert, auf dem Convente zu Schwabach übergeben (October 
1529) und heißen „die Schwabacher Artikel." Von der Annahme 
derselben wurde die Aufnahme der schweizerischen Reformirten in einen evan¬ 
gelischen Bund abhängig gemacht. Dieser gedieh jetzt selbst nicht weiter, ja 
er konnte nicht einmal unter lutherisch-gesinnten Fürsten auf dem darauf 
abgehaltenen Convente zu Schmalkalden (Decbr. 1529) zum Abschlüsse 
gebracht werden. Hieran waren abermals vornehmlich die Wittenberger 
Theologen Schuld, denen der Gedanke an einen Krieg schrecklich war und 
deshalb riechen, die Sache Gott zu befehlen, dem Kaiser aber das Land zu 
öffnen. 
Der Kaiser hatte sich eben in Bologna vom Papste krönen lassen 
und mit ihm die Verabredung getroffen, nach Deutschland zurückzukehren, 
um nlit Güte oder Gewalt, wie es die Umstände erfordern möchten, die
	        
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